1: Bildungspolitik in schwieriger Zeit - Neue Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Erwartung und Machbarkeit (1995): Unterschied zwischen den Versionen

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{{Beschluss
|Gremium      =Landesparteitag
|Gliederung    =Landesverband Schleswig-Holstein
|Sitzung      =Landesparteitag Damp 1995
|Leitantrag    =1
|Nr            =1
|Kategorien    =
|Antragsteller =Landesvorstand
|Status        =Angenommen
|Adressat      =
}}
''(Beschluß der Landesparteitage der SPD Schleswig-Holstein vom [[Landesparteitag Bad Segeberg 1995|18. Februar 1995 in Bad Segeberg]] und vom 13./14. Mai 1995 in Damp)''


==Vorwort==
'''1.'''
Wir brauchen eine '''zweite''' Bildungsreform in Deutschland.
* Was Bildung an der Schwelle zum 3. Jahrtausend leisten soll,
* welchen Wert Bildung im Zusammenwachsen Europas für den einzelnen und die Gesamtgesell­schaft haben soll,
* wie die Anforderungen an Bildung in Schleswig-Holstein bewältigt werden können,
* wie bei knappen öffentlichen Mitteln die notwendigen Finanzmittel aufgebracht werden können,
darüber will die SPD in Schleswig-Holstein eine breite öffentliche Diskussion führen. Dazu eingeladen sind alle: Lernende wie Lehrende, Eltern wie Ausbilder, Gewerkschaften und Unternehmer.
Bildungsfragen sind gesellschaftliche Fragen von hohem Stellenwert. Wie wir sie beantworten, wie wir ihre finanzpolitische Priorität durchsetzen, entscheidet über die Zukunft unserer Gesellschaft und die Chancen jeder und jedes einzelnen.
'''2.'''
Eine demokratische Bildungsreform kann nicht "von oben" verordnet werden. Sie muß das Werk aller Beteiligten sein. Die Rolle der Politikerinnen und Politiker dabei ist, Anstöße zu geben und die Rahmen­bedingungen schaffen.
'''3.'''
Eine neue Bildungsreform setzt am Erreichten an und entwickelt es sorgsam weiter.
Die CDU-Regierungen in Schleswig-Holstein haben einen enormen bildungspolitischen Reformstau hin­terlassen. Nach jahrzehntelanger konservativ geprägter Bildungsverwaltung mußten überfällige Reformen in kurzer Zeit umgesetzt werden. Die Rahmenbedingungen, die wir 1988 vorfanden, waren schwierig: knapper werdende finanzielle Mittel und ein geminderter Stellenwert von Bildung in der öffentlichen Diskussion.
Wir haben eine Reihe neuer Gesamtschulen ermöglicht und damit den Elternwillen erfüllt. Wir haben den Weg für offenen Unterricht an den Schulen bereitet. Die Integration Behinderter haben wir verstärkt. Die Ausstattung der beruflichen Bildung haben wir verbessert. Die Hochschullandschaft in Schleswig-Holstein wurde belebt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben neue Chancen der Fort-und Weiterbildung erhalten.
Eine neue Bildungsdiskussion darf weder auf das Ziel "Sparen" verengt werden noch finanzpolitische Illusionen nähren. Sie muß den vorhandenen Problemdruck an Schulen und Hochschulen aufnehmen und hierzu Lösungen erarbeiten.
Bildungsreformen sind langfristige Aufgaben. Wir müssen diese Reformen konsequent und nachvoll­ziehbar weiterentwickeln.
'''4.'''
Die SPD legt ein Bildungsprogramm vor, das eine Reihe von Fragen aufgreift und Antworten zur Diskussion stellt. Wir sind uns bewußt, daß wir weder alle möglichen Fragen gestellt noch in jedem Fall bereits hinreichende Antworten gefunden haben. Dieses Programm ist daher erst der Anfangs­punkt einer breiten bildungspolitischen Diskussion. Wir rufen alle, die am Bildungssystem teilhaben, auf, bei der Weiterentwicklung dieses Programms mitzuwirken.
==Bildung vor neuen Herausforderungen==
===Stellenwert und Verständnis von Bildung===
Ziel und Aufgabe von Bildung ist für uns mehr als nur Qualifikation für ein Berufsleben. Bildung hat eine besondere Bedeutung für die Entfaltung der Persönlichkeit. Bildung muß Chancen eröffnen für selbständiges Arbeiten, für eine selbstbestimmte Gestaltung der erwerbsfreien Zeit und für verantwor­tungsbewußte und gleichberechtigte Teilnahme am politischen, sozialen und kulturellen Leben unserer Gesellschaft.
Bildung soll Menschen für die selbständige Lebensbewältigung befähigen, so daß sie
* ihre grundlegenden Lebensbedingungen erfassen,
* die Veränderungen dieser Lebensbedingungen wahrnehmen,
* und diese verantwortlich und kreativ mitgestalten können.
Bildung prägt das Verhältnis des einzelnen zur Gesellschaft ganz wesentlich mit.
Bildungseinrichtungen haben deshalb nach unserer Ansicht die Aufgabe:
* Verständnis für andere Menschen zu wecken und Vorurteile abzubauen,
* für den Umgang mit anderen Menschen Hilfestellungen anzubieten,
* zum demokratischen und friedvollen Handeln zu erziehen,
* und ein friedliches Zusammenleben zwischen den Völkern unter Achtung der kulturellen Eigen­ständigkeit zu fördern.
Diese Forderungen sind heute aktueller denn je.
Nach diesem Verständnis ist Bildung ein lebenslang andauernden Prozeß der Entwicklung der Persönlichkeit.
Um dieses Ziel zu verwirklichen, müssen alle Menschen gleiche Bildungschancen und das Recht auf Zugang zu den Bildungsangeboten haben.
===Neue gesellschaftliche Herausforderungen===
Unser Bildungssystem steht vor einer schwierigen Phase der Anpassung an veränderte gesellschaftli­che Herausforderungen.
'''2.1.''' Die Lebensbedingungen der Menschen befinden sich in einem grundlegenden Wandel. Junge wie erwachsene Menschen werden heute immer mehr aus traditionell geprägten Beziehungen und -bindungen herausgelöst. Sie verlieren damit Sicherheiten, die für ihren Umgang mit anderen Menschen und für ihre Orientierung in der Gesellschaft wichtig sind. Kinder und Jugendliche müssen - zuweilen damit alleingelassen - ihren eigenen Standort finden. In diesem Entwicklungs- und Entscheidungspro­zeß benötigen sie grundlegende Orientierungshilfen.
Immer mehr Kinder wachsen als Einzelkinder und/oder in Ein-Eltern-Familien auf. Zunehmend sind beide Eltern berufstätig.
Durch den steigenden Medienkonsum, durch die wachsende Rolle der Computer im Alltag und durch die Einschränkung der Spielflächen zugunsten des Autoverkehrs wird die unvermittelte Erfahrung von Wirklichkeit eingeschränkt.
Die Veränderung von sozialen Beziehungen und Lebenszusammenhängen bewirkt häufig Entsolidarisie­rung und Gleichgültigkeit gegenüber anderen.
Das Kosten-Nutzen-Denken unserer Gesellschaft ist allgegenwärtig. Als wertvoll gilt, was einen Preis hat. Das rücksichtslose Durchsetzen eigener Interessen, auch auf Kosten anderer, wird immer mehr zum Leitbild für Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist es für Kinder und Jugendliche besonders schwer, eigene Maßstäbe und Wertvorstellungen zu entwickeln und zu bewahren.
'''2.2.''' Die von der SPD in der Vergangenheit geförderte Öffnung der Bildung für größere Anteile der Bevölkerung war richtig. Sie entsprach nicht nur den Wünschen junger und erwachsener Menschen, sondern auch dem Bedarf der Gesellschaft. Anstelle der Bildungsprivilegien für wenige hat die SPD vielen den Zugang zu einer besseren Bildung und zu beruflicher Qualifikation ermöglicht. Ohne dies wäre unsere Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten international nicht so erfolgreich gewesen.
Arbeitsmarktprognosen für das Jahr 2000 sagen voraus, daß die Zahl der Arbeitsplätze, für die Qualifikationen mit höheren Bildungsabschlüssen notwendig sind, immer größer wird.
Gleichzeitig gibt es neue finanzielle Rahmenbedingungen. Neue Anforderungen an die öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden entstehen aus dem Finanzbedarf für den Aufbau in den neuen Ländern, für die Entwicklung in Osteuropa und in der Dritten Welt. Dennoch ist es notwendig zu überprüfen, ob die aufgewendeten finanziellen Mittel für das Bildungssystem ausreichen und wirksa­mer eingesetzt werden können.
Immer modernere Fertigungstechniken stellen höchste Anforderungen an strukturelles Denken, selbständiges Arbeiten und Problemlösungsbereitschaft. Verantwortung wird stärker an Arbeitnehme­rinnen und Arbeitnehmer delegiert als zuvor. Gefragt sind Leistungsbereitschaft, selbstbewußtes, eigenständiges Handeln und Kreativität, um im arbeitsteiligen Weltmarkt bestehen zu können .Arbeitsplätze unterschiedlicher Qualifikationsstandards sollen auf der Basis bestmöglicher Berufsbil­dung einen größtmöglichen Beschäftigungsstand in einer konkurrenzfähigen Wirtschaft sichern.
===Bildungsreform in Schleswig-Holstein - Festigung, Sicherung und Weiterentwicklung===
Nach langen Jahren der bildungspolitischen Erstarrung unter den konservativen Regierungen, sind in Schleswig-Holstein in allen Bereichen des Bildungswesens wichtige Reformen eingeleitet worden, die sich jetzt bewähren und '''festigen''' müssen.
* Das Schulgesetz hat mehr Mitwirkungsrechte für Eltern und Schüler geschaffen und die Zusam­menarbeit aller Gruppen in der Schule gestärkt.
* Die Prinzipien eines schülerorientierten offenen Unterrichts setzen sich an den Grundschulen und zunehmend auch an den weiterführenden Schulen durch. So wird die individuelle Förderung aller Begabungen erleichtert.
* Behinderte und nichtbehinderte Kinder lernen zusammen; die Sonderschulen werden zu Förderzen­tren weiterentwickelt. Die Möglichkeiten der Förderung und Unterrichtung behinderter Schülerin­nen und Schüler haben wir erweitert.
* Ein neues Verfahren zur Modernisierung der Lehrpläne an den weiterführenden Schulen ist eingeleitet, damit mehr Freiräume an den Schulen und neue Lernerfahrungen möglich wer­den.Inhalte der Schulfächer werden diskutiert, starre Organisationsabläufe in Frage gestellt.
* Das freiwillige 10. Hauptschuljahr ist für alle Hauptschülerinnen und -schüler erreichbar. Es hat ihre Bildungschancen gestärkt und den Erwerb qualifizierter Ausbildungsabschlüsse erleichtert  bzw. überhaupt erst möglich gemacht.
* Mit der Errichtung von sechzehn zusätzlichen Gesamtschulen sind Wahlmöglichkeiten von Eltern und Schülern für eine integrierte Form der weiterführenden Schule geschaffen worden. Die Ge­samtschulen bieten unter einem Dach alle Bildungsabschlüsse in durchlässiger Form. Ziel ist es, allen Eltern und SchülerInnen die Wahlmöglichkeit für diese Schulform zu bieten.
* Wir haben die Ausbildungsordnungen in der beruflichen Bildung verbessert, Möglichkeiten zu doppelqualifizierenden Abschlüssen geschaffen und den Hochschulzugang ohne Abitur für beson­ders qualifizierte Berufstätige eröffnet.
* Die Finanzierung der Schulen in privater Trägerschaft und der Schulen der dänischen Minderheit wurden auf eine sichere Grundlage gestellt, der Unterricht in friesischer Sprache ausgebaut.
* Der Landeshochschulplan von 1991 hat erstmals mittelfristige Entwicklungslinien - und Perspekti­ven  für die schleswig-holsteinischen Hochschulen und die selbständigen Forschungseinrichtungen entwickelt. <br/ > Mit den Hochschulgesetznovellen sind bzw. werden die Leistungsfähigkeit und Autonomie der Hochschulen und die Mitwirkungsrechte der nicht-professoralen Gruppen verbessert. Ein veränder­tes Haushaltsrecht ermöglicht den Hochschulen mehr Flexibilität, Selbstverantwortung und Effek­tivität beim Einsatz ihrer finanziellen Mittel. <br/ > Die Hochschulen und sonstigen Forschungseinrichtungen im Lande werden nachhaltig ausgebaut. Durch neue Standorte insbesondere für technische Studiengänge an den Universitäten und Fach­hochschulen einschließlich der Gründung einer neuen Hochschule an der Westküste werden erheb­liche Ungleichgewichte in der regionalen Hochschulstruktur Schleswig-Holsteins gemildert und die Voraussetzungen für einen innovativen Wissenstransfer geschaffen. (Geomar/ISIT) <br/ > Durch die Integration der Pädagogischen Hochschule Kiel in die Christian-Albrechts-Universität und die Umwandlung der Pädagogischen Hochschule Flensburg in eine Bildungswissenschaftliche Hochschule Flensburg - Universität sind insbesondere leistungsfähige Strukturen für die erforderli­chen inhaltlichen Reformen der Lehramtsausbildung geschaffen worden. <br/ > Die Verselbstständigung der Muthesius-Hochschule für Gestaltung aus der Fachhhochschule Kiel dokumentiert den hohen Stellenwert der bildenden Kunst im schleswig-holsteinischen Hochschul­system.
* Wir haben den Bildungsurlaub für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingeführt. Die Kooperation der Einrichtungen zur Weiterbildung haben wir verbessert, um den Zugang für alle zu erleichtern.
Wir wollen diese wegweisenden Neuerungen erhalten und schrittweise im Rahmen der Möglichkeiten ausbauen.
Angesichts der veränderten Bedingungen, ist die erste Aufgabe der Bildungspolitik die '''Sicherung und Wahrung''' der Grundlagen unseres Bildungswesens.
# Die Schülerzahlen in Schleswig-Holstein wachsen kräftig. Es ist deshalb erforderlich, die Lehrkräf­te und die räumlichen und sächlichen Schulmittel möglichst wirksam einzusetzen. Im Bedarfsfall müssen auch zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden.
# Durch die gemeinsamen Anstrengungen von Land, Kreisen und Kommunen wurde für das Schulwesen von Schleswig-Holstein zum ersten Mal eine verläßliche Schulentwicklungsplanung erarbeitet. Diese gilt es ständig fortzuentwickeln und umzusetzen. Die SPD wird bei der Umset­zung besonders darauf achten, daß bei steigenden Schülerzahlen vernüftige pädagogische Rah­menbedinungen erhalten bleiben. Ziel ist ein wohnortnahes Angebot der von den Eltern ,Schülerinnen und Schülern gewünschten Bildungseinrichtungen. Wo diese nicht vorhanden sind, ist sicherzustellen, daß Gemeinde-, Kreis- und Landesgrenzen der Verwirklichung dieses Ziels nicht entgegenstehen.
# Die Zahl der Ausbildungsstellen nimmt ab.Damit alle Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung anstreben, eine Lehrstelle erhalten, muß die Wirtschaft als verantwortlicher Partner im dualen Sy­stem der Berufsausbildung ihrer öffentlichen Verantwortung für die qualifizierte Berufsausbildung wieder stärker gerecht werden.
# Ernstzunehmende Prognosen sagen auch langfristig einen hohen Bedarf an HochschulabsolventIn­nen voraus. Auch für Schleswig-Holstein gilt, daß die Bedeutung von Forschung und ihrer intelligen­ten Anwendung zunimmt. Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen daher effizient eingesetzt werden. Dabei muß die personelle Ausstattung der Hochschulen den wachsenden Studentenzahlen angepaßt werden.
Auf dieser Grundlage wollen wir eine '''Weiterentwicklung''' der Bildungsreform mit Augenmaß.
Folgende '''Schwerpunkte''' setzen wir:
* Wir wollen die erzieherische und sozial integrierende Aufgabe des Bildungssystems stärken.
* –Wir wollen die eigenverantwortliche Gestaltung der einzelnen Schulen fördern.
* Wir wollen die Bildungsinhalte modernisieren.
* ––Wir wollen die Kooperation zwischen den Schularten und Bildungsbereichen ausbauen.
* –Wir wollen die berufliche Bildung aufwerten.
* ––Wir wollen den Ausbau und die begonnene Strukturreform der Hochschulen in Lehre und Forschung fortsetzen.
* Wir wollen Berufsbild und Arbeitsbedingungen von im Bildungswesen tätigen Lehrkräften so gestalten, daß sie den geänderten Anforderungen ihres pädagogischen Auftrags gerecht werden können.
Dabei lassen wir uns von folgenden bildungspolitischen '''Grundüberzeugungen''' leiten:
* Das Bildungssystem gehört in staatliche Verantwortung,
* Chancengleichheit für alle ist in einer sozialen Demokratie wesentlich,
* integrieren und fördern statt separieren und auslesen entspricht unserem Menschenbild,
* Durchlässigkeit und Kooperation zwischen den Bildungswegen ist ein Erfordernis einer modernen Gesellschaft.
===Wir brauchen einen Generationenvertrag zugunsten der Bildung===
Die bildungspolitische Diskussion wird derzeit durch die aktuellen Finanzierungsprobleme belastet. Dies ist das Ergebnis einer verfehlten Finanzpolitik der Bundesregierung. Zwar wird Bildung immer noch als Zukunftsinvestition gewertet; doch gleichzeitig erleben wir in der Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren ein Absinken der Bildungsinvestitionen von um 25 % (von 5,5 % auf 4,2 % des Bruttosozial­produkts). Der Anteil der Bildung an den öffentlichen Haushalten bei Bund und Ländern sank damit von 14 % auf 8 %. Diese Entwicklung muß umgekehrt werden.
Wir müssen besonders verantwortungsbewußt darüber entscheiden, wieviel uns Bildung wert ist und wie wir die Bildungseinrichtungen ihren Aufgaben entsprechend ausstatten.
Wir wollen, daß der jungen Generation ein Bildungssystem zur Verfügung steht, in dem das Recht auf bestmögliche Erziehung und Bildung verwirklicht wird und das sich dabei zugleich  an den gesell­schaftlichen Erfordernissen orientiert. Dem Generationenvertrag in der Alterssicherung muß ein Generationenvertrag zugunsten der Bildung und Ausbildung  und der Bildungsfinanzie­rung entspre­chen. Wir treten ein für eine solche Generationenverpflichtung gegenüber der Jugend, bei der die Gesellschaft eine moderne Schul- und Berufsausbildung garantiert und der Staat den Rahmen für einen solchen zukunftsorientierten Ausbau des Bildungssystems setzt.
Wenn das Erreichte nicht nur gehalten, sondern verbessert werden soll, dann muß der Bildungsbereich bei der Verteilung der öffentlichen Mittel wieder einen höheren Stellenwert gewinnen. Wir wollen die Priorität für Bildung und Wissenschaft in den öffentlichen Haushalten auf allen Ebenen durchsetzen, um die als notwendig erkannte Weiterentwicklung der Bildungsreform zu sichern.
Gleichzeitig muß aber auch sichergestellt sein, daß für die berufliche Ausbildung und Qualifizierung steigende Mittel in den Unternehmen der Wirtschaft bereitgestellt werden. Bei der Gestaltung von Tarifverträgen erwarten wir von den Tarifparteien, daß sie auch Vereinbarungen über neue Arbeits­zeitmodelle treffen, die den Beschäftigten zusätzliche Zeiten zur Weiterbildung eröffnen.
===Die Strukturen unseres Bildungssystems müssen modernisiert werden===
Die veränderten Rahmenbedingungen für Bildung müssen zu einer Reform und Weiterentwicklung der bisherigen Strukturen im Bildungssystem führen:
* Schulen, Hochschulen und andere Bildungsinstitutionen müssen ihr eigenes Profil gewinnen. Wir wollen ihnen eine wachsende Gestaltungsfreiheit und -verantwortung in der Organisation und Finanzierung ihrer Ziele und deren methodischen Umsetzung eröffnen.
* Die wachsende Selbständigkeit der einzelnen Bildungseinrichtungen soll sich auch in der freien Verfügung über die von der öffentlichen Hand zugewiesenen Mittel widerspiegeln. Eine effizientere Verwendung der Mittel setzt kompetente Management- und Verwaltungs­strukturen in den Insti­tutionen unseres Bildungssystems voraus. Wir streben deshalb an, das Leitungspersonal an Schu­len und Hochschulen entsprechend zu qualifizieren. Durch den Einsatz von geeigneten Verwal­tungskräften sollen die pädagogischen Fachkräfte entlastet werden.
* Um flexibler auf die allgemeinen und speziellen Veränderungen in der Bildungsnachfrage reagieren zu können, ist es notwendig den öffentlichen Dienst zu reformieren u. a. mit dem Ziel, künftig mehr Lehrer im Angestelltenverhältnis zu beschäftigen. Zu diesem Zweck sollen auch mehr Stellen für junge Lehrerinnen und Lehrer geschaffen werden. Die Ausweitung von Teilzeittätigkeiten in allen Bereichen und auf allen Verantwortungsebenen des Bildungs­wesens werden wir fördern, wenn die Beschäftigten es wollen.
* Auch an den Hochschulen wollen wir den Anteil von Angestellten in Lehre und Forschung erweitern.     
* Es sollen Modelle für eine neue Berechnung der Arbeitszeit der pädagogischen Lehrkräfte entwickelt und erprobt werden. Die Tätigkeitsmerkmale sind zu beschreiben und zu gewichten, um auf diese Weise auch andere pädagogische Tätigkeiten in die Arbeitszeitberechnung einzube­ziehen.
* Leitungspositionen an den Schulen sind im Grundsatz zeitlich zu befristen. Über entsprechende Zulagen sollen sie ausreichend dotiert werden. Über die Verlängerung entscheidet das Gremium, das über die Besetzung der Leitungsfunktionen zu entscheiden hat.
* Im Hochschulbereich sind Zusagen über Sach- und Personalmittel, die über die Grundversorgung hinausgehen, ebenfalls zeitlich zu befristen. Über die Verlängerung entscheidet das zuständige Organ der Universität.
* Wir wollen diese Reform des öffentlichen Dienstes auch für den Bildungsbereich in engem Zusammenwirken mit den Gewerkschaften und Verbänden erarbeiten.
* Es wird die Möglichkeit geschaffen, Spenden und Stiftungen in einen Bildungsfonds einzubringen. Auf Landesebene wird dazu eine "Bildungsstiftung" eingerichtet, die bei der Mittelvergabe nach dem Prinzip der Chancengleichheit verfährt. Die Existenz und Funktion von Schulvereinen bleibt davon unberührt. Soweit Bildungseinrichtungen private Mittel als Spenden zur Verfügung gestellt werden, sollen diese steuerlich begünstigt werden.
* Zur Sicherstellung der beruflichen Erstausbildung brauchen wir neue Finanzierungs­instrumente. Betriebe, die sich nicht ausreichend an der beruflichen Erstausbildung beteiligen,werden mit einer zweckgebundenen Abgabe belastet. Betriebe, die besondere Ausbildungsanstrengungen unter­nehmen, werden im Rahmen einer aufkommensneutralen Unternehmenssteuerreform belohnt.
* Die staatliche Ausbildungsförderung wird schrittweise weiterentwickelt. Neben einem begrenzten Zuschuß zur Schulzeitförderung wollen wir die Bedarfssätze und Freibeträge für die Ausbildungs­förderung im Rahmen der ersten Phase der wissenschaftlichen Ausbildung an einer Hochschule regelmäßig anpassen. Daneben wollen wir eine niedrig verzinste Darlehensförderung für die Zeit der Promotion und der Meisterausbildung einführen (Bildungsdarlehen).
==Bildungsinhalte für die Zukunft==
===Bildung während des ganzen Lebens===
===Bildungsnetze===
===Neue Formen des Lernens und der Bildung ermöglichen===
===Bildungsinhalte===
==Die Weiterentwicklung der Schule==
===Der Erziehungsauftrag der Schule und ihre Möglichkeiten der sozialen Integration===
===Eine demokratische Schule braucht mehr eigenverantwortliche Entscheidungs- und Handlungsräume===
===Ausbildung und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern===
===Die Strukturen im Schulsystem weiterentwickeln===
==Berufliche Erstausbildung==
===Stärkung des dualen Systems===
===Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung===
===Erstausbildung für alle===
==Die Weiterentwicklung der Hochschulen==
===Ausbau und Strukturreform der Hochschulen - Investition für die Zukunft===
===Erfolgreich studieren in angemessener Zeit===
===Durch breite Beteiligung die Eigenverantwortung der Hochschulen stärken===
==Forschungspolitik==
==Weiterbildung für eine menschliche Zukunft==

Aktuelle Version vom 27. Juli 2013, 14:17 Uhr