B1: Lernen für die Zukunft (2004)

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesparteitag
Sitzung: Landesparteitag Norderstedt 2004
Bezeichnung: Leitantrag B1
Antragsteller: Landesvorstand


Beschluss: Angenommen


Schleswig-Holstein und die Schleswig-Holsteiner sollen:

  • Kita, Schule und Hochschule als offenen Lernort erfahren
  • Bildung als gesellschaftlichen Mittelpunkt der Kommune erleben
  • Schule als „Haus des Lernens“ mitgestalten
  • Lebenslanges Lernen umsetzen


Sozialdemokrat/inn/en

  • glauben dass Erzieher/inne/n, Lehrer/innen, Eltern, Schule, Ausbilder/innen, Hochschullehrer/innen, Hochschule, und Gesellschaft die Verantwortung für den Lernerfolg der Kindergartenkinder, Schüler/innen, Auszubildenden und der Studierenden haben
  • verstehen Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
  • wollen in gemeinsamer Verantwortung mit Eltern, Lehrer/inne/n und Schüler/inne/n in und für die Kita, Schule und Hochschule Bildung gestalten


Dafür benötigen wir

  • ein positives Lehr- und Lernklima
  • zielorientierte Bildungssteuerung
  • ergebnisorientierte Bildungsstandards
  • Durchlässigkeit
  • Flexibilität


Sozialdemokratische Bildungspolitik

Standortbestimmung

Die Leistungsfähigkeit des deutschen Schulsystems ist seit Veröffentlichung der PISA- und der IGLU-Studie in Frage gestellt. Laut IGLU- Studie liegen die deutschen Grundschulen im oberen Mittelfeld. Das unterdurchschnittliche Gesamtergebnis der deutschen Schulen bei der PISA-Studie macht deutlich, dass die Defizite unseres Schulsystems in der Zergliederung des deutschen Schulsystems liegen. Daher entscheidet in keinem anderen OECD-Land die soziale Herkunft so stark über den Schulerfolg wie in Deutschland.

Die Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit stellt hohe Anforderungen an Kinder und Jugendliche, ihre Erziehungsberechtigten, an Kindergarten und Schule. Eine verbesserte Zusammenarbeit von Erziehungsberechtigten und Bildungseinrichtungen erhöht den Bildungserfolg der Kinder. Der Ausbau von Ganztagsangeboten in Kindergarten und Schule unterstützt deren Entwicklungschancen.

Es ist an der Zeit, sich der Erkenntnis zu stellen, dass unser heutiges Schulsystem weder unseren Erwartungen noch den internationalen Anforderungen gerecht wird. Die bitterste Erkenntnis aus Studien wie PISA und IGLU ist die, dass das deutsche Schulsystem von heute, soziale Unterschiede vergrößert statt abbaut.

Die SPD Schleswig-Holstein versteht die derzeitige Diskussion um die Krise unseres Schulsystems als Chance, längst Überfälliges umzusetzen. Das deutsche Schulsystem, das noch aus Kaisers Zeiten stammt, ist eine Antwort von Vorgestern auf die Herausforderungen von Morgen.

Die Finanzen sind auf allen Ebenen knapp. Trotzdem müssen wir jetzt beginnen umzusteuern, um eine zukunftsfähige Schule zu erhalten. Dabei steht ein Ziel über allen anderen: Es darf durch das Bildungssystem künftig keine soziale Selektion mehr geben. Das Bildungssystem muss soziale Unterschiede verringern helfen, statt sie zu verstärken. Unser Bildungsziel heißt: „Integration statt Selektion“. Wir müssen damit aufhören, unsere Kinder im Alter von 10 Jahren in drei Sorten Menschen aufzuteilen:

  • Im Mittelpunkt aller Bemühungen um das Bildungssystem muss das lernende Kind stehen. Das erfordert einen umfassenden Bildungsbegriff und natürlich einen Blick über die Schule hinaus, auf Elternhaus, Kitas, Freizeitangebote und generell außerschulische Lern-Orte.
  • Wesentliche Entscheidungen für die Entwicklung eines Kindes werden in den ersten Jahren getroffen. Kitas haben in diesem Zusammenhang einen besonders wichtigen Bildungsauftrag. Diese Tatsache muss sich in der Ausbildung des Personals und in der Ausstattung mit Sachmitteln widerspiegeln.
  • Es müssen Konzepte für eine stückweise Aufhebung des dreigliedrigen Schulsystems entwickelt werden. Die Kinder sollen länger gemeinsam lernen. Am Ende dieses Prozesses muss „eine Schule für alle“ stehen, ein „Haus des Lernens“ für alle Schüler/innen von Klasse 1 bis 10.
  • Die Schulerziehung soll in dieser Schule nicht alleine von Lehrer/innen geleistet werden. Sozialpädagogen, Psychologen etc. müssen künftig fest in die Schulkonzepte integriert werden.
  • Die Lehrer/innen/ausbildung muss dieser neuen Schule entsprechen. Binnendifferenzierung, offene Unterrichtsformen und die Einbeziehung außerschulischer Lern-Orte müssen verbindliche Teile der Lehrerausbildung sein, verbindliche Fortbildungen zum Lehreralltag dazu gehören.


Trotz der heute schwierigen finanziellen Voraussetzungen müssen wir an dem Ziel einer breiten Bildungsreform festhalten und schon jetzt praktikable Änderungen vornehmen, sanfte Übergänge bei den Strukturveränderungen finden und bei der Umverteilung der Mittel zu Gunsten der Bildung glaubwürdig, aber auch mutig sein.

Die Bildungsfrage für unsere Kinder ist die bedeutendste für unsere Zukunft.

Schleswig-Holsteins Schulen im internationalen Vergleich

Betrachtet man nur die bundesinterne PISA-E-Studie, so sind Schleswig-Holsteins Ergebnisse ausgesprochen zwiespältig.

Die Gymnasien des Landes befinden sich in der Länderliste mit einem ersten (bei den Naturwissenschaften) und zwei zweiten Plätzen (in der Lesekompetenz und der Mathematik) im Spitzenfeld.

Die Real- und Gesamtschulen des Landes liegen geringfügig über dem OECD-Durchschnitt. Die Hauptschulen dagegen sehr deutlich darunter.

Insgesamt bleiben die Schulen des Landes auf dem eher unterdurchschnittlichen Niveau der Bundesrepublik.

Bedenklich erscheint die Tatsache, dass unter den 15-jährigen in unserem Bundesland fast 45 % einmal in ihrer Schullaufbahn eine Klasse wiederholt haben oder um ein Schuljahr zurückgestellt wurden. Von den 15-jährigen Hauptschülerinnen und Hauptschülern hatten fast 80% eine verzögerte Schullaufbahn. Dies muss dringend geändert werden, um allen Schülerinnen und Schülern einen zeit- und entwicklungsgerechten Bildungsweg ohne Verzögerungen zu ermöglichen. Mit dieser verzögerten Schullaufbahn nehmen wir unter den untersuchten OECD-Länder einen absoluten Spitzenwert ein.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern findet in Schleswig-Holstein und in Bayern die stärkste Form der Selektion statt. Sie mündet in einer ausgesprochen geringen Quote an Hochschulzugängen. Im Gegensatz zur PISA-Studie schneiden in der IGLU-Studie die Grundschulen im internationalen Vergleich wesentlich besser ab. Sie liegen in allen drei Kompetenzbereichen im oberen Mittelfeld.

Bildung im 21. Jahrhundert

Die sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen

Unser Bildungssystem steht vor den sozialen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Bildung und Wissen entscheiden über unsere gesellschaftliche Zukunft. Wir müssen Schleswig-Holstein im Bildungsbereich an die nationale und internationale Spitze führen. Dieses Ziel werden wir nur erreichen, wenn Land, Kommunen, Leitungen der Bildungseinrichtungen, Lehrkräfte, Eltern und die Lernenden, aber auch die Wirtschaft noch enger als bisher zusammenwirken und die Bildungseinrichtungen und deren Bildungsziele als ihre gemeinsam zu gestaltende Angelegenheit begreifen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen braucht eine klare Priorität für Bildung und Erziehung und eine deutliche Besinnung auf Eigenverantwortung und bürgerschaftliches Engagement der Beteiligten und Betroffenen vor Ort.

Eine gute und qualifizierte Ausbildung fördert die individuelle Entwicklung eines jeden Kindes und Jugendlichen und verbessert die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Sie ist außerdem die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Arbeitslosigkeit reduziert, vielleicht gar vermieden wird, und dass die Gesellschaft sozial und ökonomisch international wettbewerbsfähig bleibt. Die Herausforderung der Globalisierung der Wirtschaft – auch angesichts der Erweiterung der EU – besteht u.a. darin, die notwendige Qualifikation der Menschen und deren Flexibilität sowie die Internationalisierung der Ausbildung zu ermöglichen. Ferner führt die Entwicklung der Wirtschaft zu einer steigenden Komplexität der Berufe und damit einhergehend der Notwendigkeit zur Öffnung des tertiären Sektors.

Der ungezügelten Globalisierung setzt die Sozialdemokratie das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung entgegen, das die wirtschaftliche und soziale Entwicklung - global und lokal – an der Tragekapazität der ökologischen Systeme ausrichtet. Dies verlangt auch in der Bildungspolitik die verstärkte Berücksichtigung von Kompetenzen, die erforderlich sind, um die nachhaltige Entwicklung umsetzen zu können.

Sozialdemokratische Bildungspolitik hat neue Strukturen geschaffen und den Anschluss an die aktuelle pädagogische Diskussion herge- stellt. Nicht nur der Ausbau der Gesamtschulen sondern auch die Neugestaltungen der Grundschulen, angemessene Orientierungsstufen oder die Einrichtung von regionalen Bildungszentren haben gleiche Bildungschancen für Kinder und Jugendliche nachhaltig gefördert. Auf diesem Wege soll Bildungspolitik weiterhin gestaltet werden. Dazu soll der Leitantrag beitragen, auch wenn die beschriebenen Ziele weit über die Zeit einer Legislaturperiode hinausreichen.

Das deutsche Bildungssystem hat gravierende Mängel und Defizite. Das haben die Studien aufgezeigt. Alleinige Forderungen nach mehr Leistungsanforderungen und Qualitätsüberprüfungen greifen zu kurz. Ziel der sozialdemokratischen Bildungspolitik ist es, den Anteil derjenigen zu senken, die die Schule ohne qualifizierten Abschluss verlassen, und den Anteil höherer Schulabschlüsse bei den Schulabgängerinnen und Schulabgängern deutlich zu erhöhen, unabhängig von der sozialen oder nationalen Herkunft der Eltern und ohne Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen. Die Zahl der Zurückstellungen vom Schulbesuch und der Klassenwiederholungen müssen im Interesse eines zügigen Bildungsverlaufs massiv zurückgehen.

Um das Bildungssystem in Deutschland zukunftsfähig zu entwickeln, sind große öffentliche und private Anstrengungen erforderlich. Wir brauchen mehr und bessere Bildung für alle sowie die Förderung jedes Einzelnen in allen Fassetten, um seine Leistungsfähigkeit und Kreativität voll zu erschließen. Niemand darf zurückgelassen werden. Ein hohes Bildungsniveau und leistungsfähige Bildungseinrichtungen sind die wichtigste Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes im globalen Wettbewerb. Investitionen in die Bildung sind also Zukunftsinvestitionen für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.

Die Kindergartenkinder, die Schüler/innen, Auszubildende, Studierende und Erwachsene müssen in ihrer persönlichen Entwicklung optimal gefördert werden. Selbständigkeit, Selbst- und Zukunftsvertrauen, Gestaltungskompetenz, Kooperationsfähigkeit sowie Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft werden unterstützt.

Wir brauchen ein Bildungssystem, das neben fachlichem Wissen auch die soziale und kommunikative Kompetenz vermittelt und Leistung fördert und fordert.

Zur langfristigen Sicherung der Zukunftsfähigkeit ist daher ein Strukturwandel in allen Bereichen des Bildungssystems in Schleswig-Holstein notwendig. Dieser Aufgabe müssen sich alle stellen: Staat, Kommunen, alle öffentlichen Einrichtungen, die Wirtschaft und alle Bürgerinnen und Bürger. Dazu wollen wir Sozialdemokraten mit diesem Antrag den Blick über die vielen zu lösenden Alltagsfragen hinweg auf die nächsten Jahrzehnte werfen.

Ganzheitlicher bildungspolitischer Ansatz

Bildung muss ganzheitlich verstanden werden. Ganzheitlich heißt: Bildung ist nicht nur eine Frage der Wissensvermittlung. Bildung ist auch eine Frage des Erlernens motorischer Abläufe, des Ausschöpfens kreativer Anlagen, der Erfahrungen der Sinne und des Erlebens von Gemeinschaft, sowie der Wahrnehmung sozialer Verantwortung. Dieser Bildungsbegriff betrifft neben Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen auch Elternhaus, Kindertagesstätten, Vorschulen, Kindergärten, Jugendhilfe, außerschulische Jugendarbeit und außerschulische Lernräume und nicht zuletzt berufliche Ausbildung. Sie sind in das neue Bildungssystem grundsätzlich einzubeziehen. Bildung betrifft alle Altersgruppen im Sinne der Forderung nach einem „Lebenslangen Lernen“. Bildung muss mit „Lust am Lernen“ verbunden sein. Ein neuer ganzheitlicher bildungspolitischer Anspruch muss vom Lernenden und nicht vom Lehrenden aus gedacht werden, somit stellt das pädagogische Handeln das Kind in den Mittelpunkt. Die bestmöglichen Ressourcen müssen daher in den ersten Bildungsjahren eingesetzt werden.

Neue didaktische Konzepte für die gemeinsame Vermittlung von fachlichen Kenntnissen fachübergreifenden Kompetenzen und sozialen und kommunikativen Fähigkeiten sind zu entwickeln.

Da das traditionelle Notensystem nur einer Selektivität Vorschub leistet und weder eine Beschreibung der Leistung von Schülerinnen und Schülern liefert noch Fördermöglichkeiten aufzeigt, ist es bis zur 6. Klassenstufe zu ersetzen oder zumindest zu ergänzen durch eine Mischung aus mündlichen und schriftlich formulierten Rückmeldungen, durch Beratungsgespräche mit Eltern und Schülern/innen und durch Lernpläne, die dem Schüler / der Schülerin seine/ihre noch zu erwerbenden Kompetenzen und die Wege dazu aufzeigen. Dabei ist die ganze Breite von fachlichen Kenntnissen, fachübergreifenden Kompetenzen und auch sozialem Verhalten und sozialem Einsatz aufzunehmen.

Es bedarf nachvollziehbarer Qualitätsstandards, einer entsprechenden Überprüfbarkeit der Leistung der Schüler/innen, der Studierenden, der Lehrer/innen, der Hochschullehrer/innen sowie der Bildungseinrichtungen und der Bildungsleistungen in Wirtschaft, Verwaltung und Weiterbildung. Es bedarf der Schaffung einer bundeseinheitlichen unabhängigen Qualitätsagentur zur Entwicklung und Evaluierung der Standards.

Ein zukunftssicheres Bildungssystem muss statt frühzeitigem Aussortieren ein längeres gemeinsames Lernen bis zur Klassenstufe 10 ermöglichen. Wir brauchen eine Förderung lernschwächerer sowie lernstärkerer Schüler/innen.

Damit die Verantwortung für die Bildung ganzheitlich wahrgenommen werden kann, sind innere und äußere (Schul-)Angelegenheiten stärker zusammenzuführen. Bildungsinstitutionen müssen nicht nur offen sein für Innovationen, sie müssen sie hervorbringen. Bildungsinstitutionen müssen auch in der praktischen Umsetzung einen flexiblen und offenen Bildungsweg der Schüler/innen ermöglichen. Wir benötigen „Lernende Organisationen“ für die Bildung.

Eltern, Erzieher/innen, Lehrer/innen, Schule, Ausbilderinnen/Ausbilder, Hochschullehrer/innen, Hochschule, und Gesellschaft beeinflussen den Lernerfolg der Kindergartenkinder, Schüler/innen, der Auszubildenden und der Studierenden. Dafür brauchen sie genauso wie die Schüler/innen und Studierenden mehr Beratung. Ein guter Ansatz ist die Elternschule, die weiter gefördert werden muss.

Wir brauchen auch ergebnisorientierte Standards für die Ausbildung von Erzieher/inne/n, Lehrer/inne/n und Hochschullehrer/inne/n. Ebenso wollen wir prüfen, ob Teile der Ausbildung von Lehrer/inne/n und anderen pädagogischen Berufen über einen gewissen Zeitraum gemeinsam erfolgen können.

Wir benötigen eine größere Autonomie – die Fähigkeit zur Selbststeuerung - der einzelnen Einrichtungen und mehr Teamwork unterschiedlicher Professionen in den Kindergärten, Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen.

Wir brauchen ein positives Lehr- und Lernklima und eine gesellschaftlich vereinbarte Ergebnisorientierung der bildungspolitischen Vorgaben. Wir brauchen deshalb outputorientierte Standards für die Bildungseinrichtungen, die sowohl fachliche als auch kommunikative und soziale Aspekte sowie eine Leistungsorientierung enthalten.

Es bedarf eines mittelfristig verlässlichen und bedarfsgerechten Finanzbudgets für jeden Kindergarten, jede Schule, jede Hochschule. Das Ansparen von Mitteln und deren Übertragung von einem Haushaltsjahr in das nächste muss haushaltsrechtlich ermöglicht werden, um wirtschaftlicher handeln und größere oder langfristige Projekte finanzieren zu können. Budgetierung heißt allerdings Gewinn- und Verlustvortrag in das Folgejahr. Darüber hinaus muss es mittel- bis langfristig zu einer stärkeren ergänzenden Beteiligung der Wirtschaft und der Gesellschaft an den Bildungsaufgaben über Stiftungen, Sponsoring und Spenden sowie über bürgerschaftliche Mitarbeit an den Bildungseinrichtungen kommen. Dabei lehnen wir eine kommerzielle Werbung für Produkte und Firmen an den Schulen selbst ab.

Allgemein ist zur finanziellen Seite der Autonomie zu sagen, dass das Konnexitätsprinzip selbstverständlich sein muss. Die Übertragung hoheitlicher Aufgaben von einer Ebene soll der Effizienz dienen und nicht der Einsparung der abgebenden Ebene.

Kommunen als Träger der Bildung, Weiterbildung und Kultur

Die eigenständige Verantwortung für Schulen und Bildungseinrichtungen

In den Gemeinden und Gemeindeverbänden ist Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen sowie die Erwachsenenbildung eine zentrale Gestaltungsaufgabe zukunftsorientierter Gemeinwesenpolitik. Auf kommunaler Ebene können Bildungsaufgaben schnell erkannt und zielgenau gelöst werden. Schulträger sind in der Lage, zeitnah auf demographische Veränderungen zu reagieren, Schulen zu verändern und Kooperationen unterschiedlicher Schularten einzugehen oder Schulen unterschiedlicher Schularten organisatorisch zu verbinden. Dazu gehört ebenso die Zusammenarbeit aller Beteiligen – exemplarisch seien hier Lehrerinnen und Lehrer sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen genannt.

Die Bildungsentwicklungsplanung muss als Pflichtaufgabe der kommunalen Ebene belebt werden. Das Umfeld eines Kindergartens, einer Schule soll in die pädagogische Arbeit einbezogen werden. Dazu benötigen die Einrichtungen einerseits Unterstützung der Kommunen und Kreise, andererseits entsprechende Spielräume zur Selbstgestaltung, in die sich kommunale Kultureinrichtungen, sportliche, künstlerische und Naturerlebnis-Angebote von Vereinen und Einzelpersonen einbringen und die mit dem Unterrichtsangebot der Schulen vernetzt werden können. Durch selbstbestimmte Kindergarten- und Schulprogramme stärken die einzelnen Einrichtungen ihr eigenes pädagogisches Profil und ihre Individualität.

Die Funktion der Schulleitung bei der Entwicklung der Schulen zu regional-, orts- bzw. stadtteilbezogenen Lern- und Lebenszentren soll künftig von Schulleiter/inne/n wahrgenommen werden, die für die Tätigkeit als Schulleiter/in neuer Ausprägung eine eigene spezielle Ausbildung (Zusatzausbildung) erhalten, die sie in die Lage versetzt, die Schule mit Hilfe von Evaluation, Zielerklärungen, Zielvereinbarungen und eigenständiger Budgetverwaltung pädagogisch und wirtschaftlich zu führen. Die Schulleitungsaufgaben können auch in eine verwaltungstechnische und eine pädagogisch orientierte Funktion aufgeteilt werden.

Wir benötigen eine Bildungsfinanzierung aus einem Guss, die die schulische Verantwortung für die Feinsteuerung der Ressourcen stärkt und die den Finanztransfer vom Land zu Städten, Kreisen und Gemeinden regelt. Weitere Finanzierungsbeteiligungen des Landes an spezifischen Angeboten (Musikschulen, VHS, sonstige Weiterbildungsträger, Öffentliche Büchereien, Familienbildungsstätten u.a.) sollen als Pauschalen in den Kommunalen Finanzausgleich einfließen. Hierzu können Kooperationsverträge mit Zielvereinbarungen zur Finanzierung der Bildungsangebote abgeschlossen werden. Wir treten weiterhin für vollständige Lernmittelfreiheit ein.

Die Finanzierungsanteile des Landes für Kindertagesstätten sind als pauschale Zuweisung in den kommunalen Finanzausgleich einzustellen. Die pauschale Zuweisung erfolgt an den jeweiligen kommunalen Träger der Jugendhilfe, der die Finanzierung der Angebote freier Träger in eigener Zuständigkeit regelt. Die Erhebung von Elternbeiträgen darf bestimmte Höchstbeiträge nicht überschreiten. Darüber hinaus streben wir einen steuerfinanzierten, für die Eltern gebührenfreien Besuch von Kindergärten in Deutschland durch Umschichtungen in der Steuer- (z.B. beim Ehegattensplitting) und Familienpolitik (z.B. beim Kindergeld) langfristig an. Das nächste Ziel muss sein, für alle Kinder den Besuch einer Kindertagesstätte im Alter zwischen fünf und sechs verbindlich und kostenfrei aufzubauen. Für die unter dreijährigen Kinder müssen Betreuungsangebote in bedarfsgerechtem Umfang ausgebaut bzw. geschaffen werden, die vorzugsweise als Gruppeneinrichtungen analog zu Kindertagesstätten funktionieren, mit qualifiziertem Personal arbeiten und vollen Zugang zu Früherkennungs- und Frühförderungsmaßnahmen besitzen.

Eine neue Arbeitsteilung zwischen Land, Kreis und Kommune

Qualitätssicherung

Kinder im Vorschulalter

Die Schule als Haus des Lernens und der kulturellen Begegnung

Kooperative und integrierte Systeme

Die Schule für den ganzen Tag

Die neue Lehrerausbildung

Experten für das Lernen, für Bildung und Erziehung

Berufsqualifizierende Ausbildung

Moderne Berufsbilder und Modularisierung der beruflichen Bildung

Hochschule

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Weiterbildung

Berufliche Fort- und Weiterbildung

Kulturelle Fort- und Weiterbildung

Politische Bildung

Allgemeine Weiterbildung