Resolution zum EqualPayDay 2020: Arbeit von Morgen bedeutet Entgeltgleichheit (Lavo 03/2020)

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesvorstand
Sitzung: Landesvorstandssitzung, März 2020
Bezeichnung:
Antragsteller: Landesvorstand


Beschluss: Angenommen

Der SPD Schleswig-Holstein begrüßt, dass am 17. März 2020 der diesjährige Equal-Pay-Day unter dem Motto „Auf Augenhöhe verhandeln – Wir sind bereit!“ stattfindet und auf den weiter bestehenden Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern von 21 Prozent aufmerksam macht. Die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen ist diskriminierend und wir müssen daran arbeiten, Lohngleichheit sicher zu stellen. Mehr Transparenz in den Lohnstrukturen von Unternehmen können geschlechtsspezifische Lohnunterschiede aufdecken und den Abbau der Lohnlücke vorantreiben. Sie sind die Grundlage für bessere Verhandlungen. Dass der Lohnunterschied in Schleswig-Holstein niedriger liegt, lässt uns nicht ruhen. Wir handeln. Denn zur Arbeit von Morgen gehört für uns eine gleiche Entlohnung von Frauen und Männern.

Der deutsche Arbeitsmarkt ist in Sachen Entlohnung stark gespalten und das Lohnniveau in „Frauenberufen“ ist nach wie vor zumeist niedriger als in klassischen „Männerberufen“. Die Leistungen von Frauen und Männern werden nicht gleichermaßen honoriert. Der ungleiche Frauenanteil in verschiedenen Berufen ist eine Variable für die Größe der Verdienstlücke. Aber auch zwischen den Berufen, mit steigenden Hierarchiestufen und selbst in Berufen mit hohem Frauenanteil existiert diese Lohnlücke.

Oftmals unterbrechen Frauen ihre Erwerbstätigkeit oder sie reduzieren ihre Arbeitszeit, um sich um ihre Kinder oder Familienangehörige zu kümmern, die pflegebedürftig sind. Häufig kehren sie dann nicht den vorherigen Beruf zurück, sondern in Teilzeit-Berufe oder Minijiobs, für die sie überqualifiziert sind. Dadurch, dass sie nicht in Vollzeit arbeiten, “fehlt” ihnen Zeit, in der sie Geld verdienen. Sie müssen beim Lohn, in der Einkommensentwicklung und in der Rente einbüßen.

Typische Frauenberufe aufwerten!

Frauen werden im Berufsleben stark benachteiligt: Oft arbeiten sie in frauentypischen Berufen, die gesellschaftlich zu wenig Anerkennung bekommen und unterbezahlt sind, dazu zählen zum Beispiel die Bereiche der Kindertagesbetreuung und der Pflege. Eben diese Berufe müssen aufgewertet und besser bezahlt werden! Gleichzeitig muss bereits im Kindesalter dafür sensibilisiert werden, junge Mädchen für MINT-Berufe zu gewinnen, in denen sie stark unterrepräsentiert sind. Rollenstereotype beeinflussen die Kinder und die Erwartungen an sie, diese Rollenbilder müssen aufgebrochen werden.

Entgeltgleichheit geht auch per Gesetz

Im Jahr 2018 hat Island als erstes Land der Welt ein Gesetz zur Entgeltgleichheit (Equal Pay Act). Durch die Neuregelung werden zur Herstellung der Entgeltgerechtigkeit nun private wie staatliche Unternehmen mit 25 oder mehr Beschäftigten einer staatlichen Zertifizierungspflicht unterworfen. Die betroffenen Betriebe müssen beweisen, dass sie ein entsprechendes Entgeltgleichheitssystem mit staatlich festgelegten Standards verwenden. Bei Verstößen gegen das Prinzip der Lohngleichheit drohen empfindliche Sanktionen für die Arbeitgebenden. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie ernsthaft prüft, ob und wie dies auch in Schleswig-Holstein umgesetzt werden kann.

Eine flexiblere Arbeitsorganisation im 21. Jahrhundert kann uns helfen, den Gender PayGap zu schließen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat Ende 2019 darüber hinaus dargestellt: Entgeltungleichheit hängt auch mit der überproportionalen Entlohnung von langen Arbeitszeiten zusammen. In Berufen, in denen der Lohn mit der Anzahl der Arbeitsstunden überproportional ansteigt, ist die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen nachweislich größer.

Lange Arbeitszeiten zahlen sich oftmals aus. Hohe Wochenstundenzahlen werden proportional höher bezahlt als weniger Wochenstunden. Dies gilt beispielsweise dort, wo hohe Prämien für Präsenz und Überstunden gezahlt werden. Standardisierte Tätigkeiten wiederum sind durch proportionale Entlohnung geprägt. Oftmals ist dies eine zweifache Herausforderung: eine Umorganisation durch Arbeitgeber*innen und eine hohe Teamfähigkeit und ein „sich-Verzichtbar-Machen“ der Arbeitnehmer*innen.

Flexible Arbeitszeiten dürfen nicht zu überproportionalen Lohneinbußen führen.

Ein wirksames Mittel gegen die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen sind Tarifverträge, denn sie sichern allen Beschäftigten den gleichen Lohn zu. Wir stehen deshalb für den Ausbau von Tarifverträgen und eine stärkere Tarifbindung.

Ob Stärkung von Tarifverträgen oder Unterstützung für Unternehmen bei der Arbeitsorganisation hinzu flexiblen Arbeitszeiten: Wir sind bereit!