Soz11: Antrag zur Sicherstellung der Versorgungs- und Betreuungsqualität in unseren Krankenhäusern

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesparteitag
Sitzung: Landesparteitag Lübeck 2012
Bezeichnung: Soz11
Antragsteller: Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG)


Beschluss: Angenommen


Die Personalsituation und die Arbeitsbedingungen der Gesundheits- und Pflegeberufe in unseren Krankenhäusern muss deutlich und nachhaltig verbessert werden. Die tatsächlich erbrachte Versorgungs- und Betreuungsqualität der Krankenhäuser muss nach einheitlichen Maßstäben bewertet und transparent dargestellt werden. Die Qualitätsberichte müssen über die tatsächlich erbrachte Qualität Auskunft geben, analog den Pflegenoten für Pflegeeinrichtungen nach SGB XI.


Begründung:

Die Versorgungsqualität hat sich in fast allen deutschen Krankenhäusern in den letzten 10 Jahren z.T. erheblich verschlechtert.

Der Krankenhaus Rating Report 2009 des RWI ESSEN hat für die wirtschaftliche Bewertung von Krankenhäusern drei Bewertungsstufen für ein Insolvenzrisiko (analog einer Ampel).16 % der Krankenhäuser waren im roten Bereich, 15 % im gelben und 69 % im grünen Bereich. 2008 lagen noch 27 % der Krankenhäuser im roten Bereich. Für 2009 wurde eine Erholungsphase, ab 2010 wieder eine Abwärtsbewegung vorhergesagt. Bis 2020 sollen - ohne produktivitätssteigernde Maßnahmen - dauerhaft rd. 30 % der Krankenhäuser im roten Bereich liegen. Die Rationalisierungsspirale in den Krankenhäusern wird sich unvermindert fortsetzen, das bedeutet, dass die Leistungsverdichtung deutlich zunehmen wird. Bei weniger Ärzten, Pflegekräften und besonders dem Mitarbeiterabbau im Funktionsdienst müssen immer mehr Patienten in kürzer Zeit (Verweildauerreduzierung) aufgenommen, behandelt, versorgt und entlassen werden. Das bedeutet dass an die Koordination, die Qualifikation und die Motivation entsprechend höhere Ansprüche gestellt werden. Dies widerspricht aber den Berichten und Analysen aus dem Krankenhausbereich.

Berichte über die negativen Auswirkungen der Krankenhausbehandlung und -pflege nehmen zu, z.B. dass eine alte Patientin in einer Klinik auf 34 kg abmagerte, weil ihr das Essen zwar hingestellt wurde, aber ohne es angerührt zu haben, wieder weggenommen wurde. Dazu entwickelte sie einen großen Dekubitus, weil sie nicht umgelagert wurde. Angehörige, die sich beschweren wird die schlechte Personalsituation geschildert und, wenn sich die Situation verbessern soll, sollten sich die Angehörigen kümmern! (Kontraste, 11.08.2011).

Insbesondere das Pflegepersonal arbeitet seit Einführung der Fallpauschalen (2004) am Limit. Berichte, Gutachten und Studien aus Kliniken bestätigen die permanente Überlastung. Für die Pflege und Betreuung der anvertrauten Patienten und Einarbeitung neuer Mitarbeiter/innen bleibt keine Zeit. Pflegefehler bis zum Pflegeversagen sind keine Ausnahmen mehr.

Die im Krankenhausmanagement vorherrschenden Renditestrategien gehen zu Lasten der gewachsenen inneren Ordnung und Statik zwischen den Berufsgruppen. Fluktuation, innere Kündigungen und physisch-psychische Erschöpfungszustände sind seit 10 Jahren Alltag in deutschen Krankenhäusern. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Abwärtsspirale zu durchbrechen.


Die SPD muss sich einsetzen für:

  • eine qualitativ hochwertige abgesicherte Versorgung der Versicherten
  • menschenwürdige Arbeitsplätze in den Gesundheits- und Pflegeberufen
  • aussagekräftige Qualitätsbewertungen, die die tatsächlich erreichte Qualität belegen,
  • qualitative Vergleiche zwischen Krankenhäusern, incl. der Zufriedenheit von Patienten, Zuweisern, Pflegeeinrichtungen, Mitarbeitern und Kostenträgern.