Soz3: Nur "Gute Arbeit" macht "Gute Pflege" Solidarität mit allen Beschäftigten in der Pflege

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesparteitag
Sitzung: Landesparteitag Lübeck 2012
Bezeichnung: Soz3
Antragsteller: Kreisverband Rendsburg-Eckernförde


Beschluss: Überwiesen an Landesparteirat, Arbeitskreis Pflege und Gesunheit

Demografisch bedingt steigt bereits heute die Nachfrage nach qualifizierter Pflege- und Betreuungsdienstleistung. In der Konkurrenz um Fachkräfte und um Nachwuchs in allen Branchen und zur Verbesserung der bereits heute schwieriger und schlechter werdenden Arbeitsbedingungen sind Arbeitgeber, Verbände, Kostenträger und Staat sowie die Tarifpartner in der gemeinsamen Pflicht, neben der Ausbildung die Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen grundlegend zu verbessern.

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind nicht nur Ausdruck von Unterfinanzierung. Viele Mißstände sind auch Folge fehlenden Fachpersonals und schlechten Managements in Einrichtungen und Diensten. Dazu kommt ein Überangebot an stationären Plätzen, der wiederum den Druck auf Einrichtungsträger und Dienste erhöht.

Die SPD Schleswig-Holstein macht sich zum Anwalt der Beschäftigten und wird sich mit Priorität auf allen geeigneten Ebenen für die Beschäftigten in der Pflege und ihre Belange stark machen.


Die Schleswig-HolsteinSPD fordert:

  • einen der Verantwortung in der Pflege entsprechenden auskömmlichen Mindestlohn für alle Berufe in der Pflege
  • verbindliche über das Entgeltsystem („Pflegesätze“) vergütete Fortbildungen für alle MitarbeiterInnen in Pflegeberufen, auch zur Verbesserung der Aufstiegschancen
  • verpflichtend passgenaue gesundheitsfördernde Präventionsmaßnahmen in allen

„Pflegebetrieben“ im Rahmen der Umsetzung des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung, bei der betrieblichen Gesundheitsförderung und im betrieblichen Eingliederungsmanagement

  • gezielte Schulung aller Führungskräfte in der Pflege (vor allem in den Bereichen Mitarbeiterführung, Kommunikation, Dokumentation) zur Verbesserung des Führungsverhaltens und zur Humanisierung der Arbeitsbedingungen
  • Fortbildungsmöglichkeiten für alle Pflegefachkräfte in Familienpausen (Arbeitgeber) und für Wiedereinsteiger (Bundesagentur für Arbeit)
  • stärkere Nutzung von Arbeitszeitkonten und flexiblen Arbeitszeitmodellen, auch zur Vermeidung von Leiharbeit
  • eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, z. B. durch bevorzugte und den beruflichen Anforderungen von Pflegekräften entsprechende Kinderbetreuung.


Die Schleswig-HolsteinSPD mahnt nachdrücklich, dass alle Arbeitgeber in der Pflege, insbesondere auch öffentliche, kirchliche und freigemeinnützige Ein-richtungen und Dienste sich stärker für die Belange ihrer Beschäftigten einsetzen müssen, unabhängig von den Rahmenbedingungen in Vergütungsverträgen mit Kostenträgern. Das gilt insbesondere für die Beseitigung überkommener hierarchischer Strukturen v.a. in Einrichtungen, die Pflege immer noch nicht als qualifizierte eigenständige Leistung an den zu Betreuenden begreifen.

Wir fordern eine Landespflegekonferenz, die als dauerhafte Institution auch das Ziel verfolgt, die Beschäftigungsbedingungen zu verbessern. Die Pflegekräfte im Lande sollen über die Einrichtung einer Pflegekammer entscheiden können.

Die Schleswig-Holstein SPD ermutigt und unterstützt alle Pflegekräfte, sich effektiver zu organisieren und fordert Gewerkschaften und Berufsverbände dazu auf, gemeinsam das Selbstbewußtsein und die Bereitschaft zu berufsständischem Engagement in eigener Sache stärker zu fördern und sich auch konkreter durch Arbeitsverträge und -bedingungen verursachter Mißstände anzunehmen.


Begründung:

Die Arbeit in der Alten- und Krankenpflege ist erfüllend, aber auch gesundheitlich belastender als andere Berufe. Der politische Einsatz für Verbesserungen in der gesamten Pflege ist eine wichtige Form der Anerkennung für die Leistungen in den Pflegeberufen. Ohne eine angemessene Bezahlung wird das Fachkräfteproblem in der Pflege nicht lösbar sein. Für die Gewinnung von Nachwuchs und zur Verbesserung von Gesundheit und Arbeitszufriedenheit müssen aber auch die Arbeitsbedingungen in der gesamten Pflege attraktiver werden. Viele Mißstände am Arbeitsplatz „Pflege“ sind nicht allein mit Kostenaspekten zu erklären.

Es versteht sich von selbst, daß Unternehmen, die mit der Gesundheit anderer Erträge erwirtschaften, sich konsequenter als andere um die Gesundheit und Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten kümmern müssen. Auch in Schleswig-Holstein haben sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege eher verschlechtert.

Der Krankenstand der Krankenpfleger ist (vgl. KHH-Allianz, 2009) der zweit höchste aller Berufsgruppen. Um berufsbedingten Krankheiten vorzubeugen, ist verbindliche Fortbildung für Führungs- und Leitungskräfte notwendig. Um insbesondere den hohen Risiken psychischer Erkrankungen sowie Erkrankungen der Muskulatur und der Gelenke zu begegnen, bedarf es vor allem in diesen Bereichen einer festgelegten Mindestqualität an Maßnahmen.

Etwa drei Viertel der Beschäftigten allein in der Altenpflege sind weiblich. Da Frauen heutzutage immer noch nach der Geburt zu Hause bleiben, müssen Fortbildungen angeboten werden, die den Anschluß erhalten und den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern. Die Teilzeitarbeitsmodelle müssen den spezifischen Anforderungen im Pflegebereich besser angepaßt werden.

Auch müssen z.B. verstärkt Arbeitszeitkonten eingesetzt werden, um der Schichtarbeit und den unregelmäßigen Anforderungen gerecht zu werden. Arbeitgeber können auch durch Sponsoring von Kindergarten- oder Tagesmütterplätzen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Die Kommunen und die anderen Träger müssen eine flexible Nutzung von Ganztagskindergartenplätzen ermöglichen.

Traditionell sind Pflegekräfte aus eher altruistischen Gründen und mit Rücksicht auf die Besonderheiten ihrer Klientel nicht so effizient organisiert, wie andere Berufs-gruppen, die so wesentlich konsequenter für ihre Belange eintreten. Orientiert an den berufsständischen Organisationen in skandinavischen Ländern sollten sie in ihrer Interessenvertretung unterstützt und ermutigt werden. Dazu soll die SPD als Partei demonstrativ Solidarität mit den Menschen in den Pflegebrufen leisten, aber auch in einer Regierung sichtbare Beiträge zur Verbesserung der Verhältnisse im Sinne einer „Guten Arbeit“, die gute Pflege erst ermöglicht.