The next big thing is education (2019)

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesparteirat
Sitzung: Landesparteiratssitzung, September 2019
Bezeichnung: B1
Antragsteller: Jusos Schleswig-Holstein


Beschluss: Angenommen


Bildung wird als Schlüssel für Lebens- und Teilhabechancen jeder* und jedes* einzelnen gesehen, als Grundstein für individuelle Freiheit und für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Mit dem Einzug der Digitalisierung wird auch der Bildungsbereich vor neue Herausforderungen gestellt. Dabei geht es nicht nur um die Digitalisierung im engeren Sinne, sondern um die Frage, wie wir zukünftig die Schulen unseres Landes gestalten wollen, wie das Lernen von morgen aussehen soll. Die Veränderung unserer Schulen wird nach Smartphones und freiem W-LAN für alle das nächste „Big Thing“. Damit wir darauf vorbereitet sind, fordern wir Jusos SH die SPD Schleswig-Holstein und die SPD Landtagsfraktion folgendes umzusetzen:

Lehrkräfte als Lernbegleiter*innen

Guter Unterricht braucht engagierte und gute Lehrkräfte. Die Ergebnisse der letzten PISA-Umfragen zeigen, dass für gute Leistungen von Schüler*innen gut ausgebildete Lehrkräfte unablässig sind. Laut der internationaler Studie hatten die Klassen mit den schlechtesten Ergebnissen auch die geringer qualifizierten Lehrkräfte. Einzelne Lehrkräfte können einen entscheidenden Einfluss auf einen Leben haben und sollten daher ein Anrecht auf die beste Aus- und Weiterbildung haben.

Daher fordern wir:

  • Eine Umstrukturierung der Lehrkräfteausbildung, welche zum Ziel hat, die Rolle der Lehrkraft als beratende Begleiter*innen zu stärken. Damit dies gelingt, setzen wir uns zudem für eine Aufwertung der Fachdidaktik ein, welche ermöglicht, didaktische Kompetenzen am jeweiligen konkreten Gegenstand/Problem zu vermitteln. Dementsprechende Anpassung für Quereinsteiger*innen.
  • Fester Bestandteil der Lehramtsausbildung soll ein Praxistag an einer Schule innerhalb des Semesters werden. Dieser Praxistag soll wöchentlich ab einem frühen Semester für ein Jahr stattfinden.
  • Einrichtung eines Lehrstuhls für inklusive Pädagogik der Vielfalt, dessen Forschungsergebnisse verpflichtender Teil der Lehrkräfteausbildung werden. Ebenso soll die Medienpädagogik Grundbaustein der Lehrkräfteausbildung sein.
  • Einrichtung einer landesweiten Open-Source-Plattform für alle Lehrkräfte Schleswig-Holsteins, auf der Unterrichtsvorbereitungen sowie -materialien ausgetauscht werden sollen.
  • Einführung eines systematisches Feedback für Lehrkräfte, in dem sie regelmäßig Rückmeldungen zur Qualität ihrer Arbeit bekommen.
  • Einrichtung von Lehrer*innenbüros in Schulen, um sowohl individuelle Gespräche mit Schüler*innen als auch die Vorbereitung des Unterrichts vor Ort zu ermöglichen.

Individuelles Lernen statt Frontalunterricht und Bulimie-Lernen

Schulen sollten als Motor für zukünftige Generationen dienen und wirken doch an vielen Stellen eher wie Fabriken des ewig gestrigen. Schüler*innen werden nach einer vorher festgelegten Alterskohorte sortiert und dürfen dann, wie an einem Fließband, nach und nach weiterrücken. Wer stehen bleibt, hat verloren. Nach wie vor lässt es sich Deutschland jedes Jahr ca. 1 Milliarde Euro kosten, dass Schüler*innen die Klasse wiederholen, anstelle das Geld in individuelle Förderung oder Sanierung von Schulgebäuden zu stecken. Darüber hinaus brüsten sich immer noch Schulen damit, wenn nicht alle Kinder das Abitur oder einen anderen Abschluss geschafft haben und aufgrund der Schwere des Lernstoffes die Schule verlassen mussten. Vielmehr sollte es doch aber darum gehen, dass nicht die Schüler*innen, sondern die Schulen abgestraft werden, wenn sie nicht auf die bestehenden Herausforderungen reagieren und auf die Zukunft vorbereiten.

Daher fordern wir:

  • Förderung von gebundenen Ganztagsschulen, um einen rhythmisierten Schultag bestehend aus Bewegung, Lernen, Erholung und Freizeit zu ermöglichen.
  • Initiierung einer Plattform für Peer-Tutoring, wo sich Schüler*innen gegenseitig helfen können.
  • Förderung von Flipped-Classroom-Systemen an den Schulen, damit Schüler*innen durch interaktive Lernmedien wie Lernvideos usw. sich weitestgehend den Stoff selbständig und in ihrem selbstgewählten Tempo beibringen können.
  • Förderung von projektorientierten und fächerübergreifenden Unterrichts.
  • Stärkere Förderung von Tanz, Theater, Kunst oder Sport als Ausgleich zum (digitalen) Lernen.
  • Stärkere Förderung von Kooperationen von Schulen mit außerschulischen Institutionen und Partnerschulen bspw. durch gemeinsame netzgestützte Projekte.
  • Förderung der Kooperation von Schulen und Jugendberufsagenturen sowie verstärkte Thematisierung von praktischen Lerninhalten für das Leben als Querschnittsthema.
  • Schulbeginnzeiten, die sich am Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis zur Leistungsfähigkeit der jeweiligen Altersgruppe orientieren.

Schule als Lern- und Lebensort

Eine gute Oberstufe sollte den Schüler*innen die Möglichkeit geben zwischen ihren Interessen und Kompetenzen zu wählen. Dieses System sollte in den Grundzügen an die profilorientierte Oberstufe angelehnt sein.

Dafür fordern wir:

  • In den Kernfächern, die Wahl zwischen einem erhöhten und einem grundlegenden Niveau zu ermöglichen.
  • Bei gesellschaftlichen Profilen soll die Möglichkeit bestehen, zwei naturwissenschaftliche Fächer zu wählen.
  • Die Selbstständigkeit und projektorientierte Arbeit in der Oberstufe soll gefördert werden.
  • Interessenbereiche zu Unterrichtsfächern sollen frei gewählt werden.
  • Schüler*innen sollen die Möglichkeit haben zwischen Kreativität in Profilen und naturwissenschaftlichen Wegen zu wählen.

Eine klassische Schule in Deutschland zeichnet sich durch lange Flure und dunkle Klassenzimmer aus, die alles andere tun, als zum Lernen einzuladen. Schule muss ein Wohlfühlort sein, denn nur wenn sich Schüler*innen wohlfühlen, können sie kreative Ideen von Morgen entwickeln. Daher brauchen wir keine starren Klassenzimmer, sondern kreative Werkstätten des Lernens, die ruhiges und individuelles Lernen, aber auch Teamarbeit ermöglichen. Schule soll zu einem Lern- und Lebensort für Schüler*innen werden, in der die Schüler*innen im Mittelpunkt stehen und unabhängig der Herkunft, des Geschlechtes oder des sozioökonomischen Hintergrunds der Eltern sich gemäß ihrer individuellen Fähigkeiten entwickeln und motivieren können.

Daher fordern wir:

  • Initiierung eines Schüler*innenprojekts “Klassenzimmer der Zukunft”, wo Schüler*innen, ihre Ideen für Lernwerkstätten und Klassenzimmern vorstellen können. Die Ergebnisse des Wettbewerbs sollen in eine Landesstrategie “Schleswig-Holsteinische Klassenzimmer” fließen, welche gemeinsam mit Interessenverbänden, Landesschüler*innenvertretungen sowie den Kommunen entwickelt werden.
  • Durchführung einer Landesweiten Studie zum Thema “Wohlbefinden an Schleswig-Holsteinischen Schulen”.