A3: Qualifizierung als Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft und der Arbeitswelt/Lavo Klausur/2020

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesvorstand
Sitzung: Landesvorstandsklausur, Mai 2020
Bezeichnung: A3
Antragsteller: Landesvorstand


Beschluss: Angenommen und Überwiesen an Landesparteirat


Grundlage für die Teilhabe an der Gesellschaft ist ein nachhaltiges Bildungssystem. Dazu gehören gleiche Teilhabechancen, der freie Zugang zu Bildung sowie eine auf die Lernenden individuell angepasste Förderung. In der frühkindlichen Erziehung und in der Schule wird jedoch nach wie vor soziale Ungleichheit reproduziert. Auch die duale Ausbildung selektiert durch Eingangshürden. In der bundesweiten Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammern sind fast zwei von drei Ausbildungsangebote für Jugendliche mit einem Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss von vorhinein ausgeschlossen.

Die neue Arbeitswelt fordert neue Kompetenzen. Neue Fähigkeiten wie Verantwortung für 10 Prozesse zu übernehmen, verbesserte IT-Kompetenz, interdisziplinäres Zusammenarbeiten usw. werden zukünftig gebraucht, jedoch kaum in unserem Bildungssystem gefördert. Darüber hinaus sorgt die fortschreitende Digitalisierung dafür, dass Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung weiterhin nachgefragt sein werden, während es einen sinkenden Bedarf geben wird bei Personen, die keinen Ausbildungsabschluss vorweisen. Einfacharbeit bleibt nur dort erhalten, wo sich eine Automatisierung nicht rechnet oder wo

Konsumierende einen Menschen als Kontaktperson bevorzugen sowie einfordern.

Damit alle Menschen auch in der Zukunft an der Gesellschaft und der Arbeitswelt teilhaben können, fordern wir als SPD Schleswig-Holstein:

Mehr Durchlässigkeit in den Schulsystemen sowie der Berufsbildung und Einführung des gebundenen Ganztages. Die Lehr- und Lernmittelfreiheit sowie die Gebührenfreiheit muss für alle Bildungsbereiche sichergestellt sein.

Mehr Qualität in den Angeboten von Kita und Ganztag.

Mehr Personal an den Schulen und Berufsschulen (Lehrkräfte, Schulsozialarbeit, Multiprofessionelle Teams....) und bessere Arbeitsbedingungen. Berufe an und für Menschen müssen deutlich aufgewertet werden.  

Die Einführung von Bildungs- und Berufsberatung an Schulen. Intensivierung der Bildungs- und Berufsorientierung sowie Stärkung des „Schleswig-Holsteinisches Instituts für Berufliche Bildung (SHIBB)“. Das Image und Profil der dualen Berufsausbildung müssen gestärkt und deutlich ausgebaut werden. Die Berufspraktika in den Schulen sollen dafür weiter ausgebaut und die Begleitung der Lehrkräfte intensiviert werden.

Förderung des MINT-Nachwuches aufgrund des großen Fachkräftebedarfs. Dabei sollen vor allem Mädchen und Frauen durch frühzeitige und nachhaltige MINT-Bildung für eine duale Ausbildung und das Studium in MINT- Themenfeldern begeistert werden. Darüber hinaus müssen Strategien entwickelt werden wie die Branchen Tourismus, Pflege, Logistik und Handwerk für junge Menschen wieder attraktiver werden, da auch dort ein deutlicher Fachkräftemangel zu verzeichnen ist.

Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsfaktor in Schleswig-Holstein. Wir wollen dass das so bleibt und schaffen die Möglichkeit, für finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten bei den Fahrtkosten und setzten uns langfristig für die Einführung eines Auszubildendentickets ein. Zudem wollen wir junge Menschen ohne Schulabschluss intensiver begleiten und sie beim Einstieg in die Ausbildung unterstützen.

Einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung.

Konsequente Ausbildung der Agentur für Arbeit zur Arbeitsversicherung. Darüber hinaus

muss das Qualifizierungschancengesetz offensiver bekannt gemacht werden.

Eine gemeinsame Bildungsstrategie der Länder, welche die Zusammenarbeit der Länder zum Ziel hat.

Darüber hinaus fordern wir als SPD Schleswig-Holstein:

  • Eine Prozess- und kompetenzorientierte Ausbildung mit fächerübergreifenden Elementen.
  • Die Einführung eines dauerhaften Kompetenzmonitorings. Die festgestellten nötigen Kompetenzen sollen durch die Kulturministerkonferenz für alle Bundesländer standardisiert werden. Dabei muss es auch mehr Raum für Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit in den Schulen geben.
  • Eine Offensive „Erwachsene in Ausbildung“ soll vom Bund gestartet werden, damit auch Erwachsenen vermehrt die Chance gegeben wird, erstmals in Ausbildung zu gehen oder sich auf diese Weise umorientieren zu können.
  • Einführung eines Bildungskonzeptes für lebenslanges Lernen im Handwerk mit zusätzlichen Bildungsmaßnahmen für Schulabrecher*innen sowie internationale Fachkräfte.
  • Engere Zusammenarbeit von Jugendberufsagenturen und den Berufsschulen. Die notwendigen zusätzlichen Lehrerstellen sind durch das Land mitzufinanzieren.
  • Einführung von Weiterbildungszentren an Beruflichen Schulen, Hochschulen und Universitäten, um eine praxisnahe Weiterbildung zu gewährleisten. Dabei muss es möglich sein, auch Fortbildungsangebote an den Hochschulen und Universitäten anzunehmen, ohne eine Hochschulabschluss zu besitzen. Die Volkshochschulen übernehmen die Bildung in den Bereichen der „Soft Skills“, Demokratieförderung, zivilgesellschaftliche Mitbestimmung und Mitwirkung, Sprachen, Kunst- und Kulturförderung.
  • Einführung von Weiterbildungsstudiengängen und Zusatzausbildungen für Weiterbilder*innen/-lehrkräfte. Die Stellen der Weiterbilder*innen/-lehrkräfte müssen anschließend unbefristet sein.
  • Ausweitung, Stärkung und bessere Bewerbung des Bildungsurlaubes.
  • Einführung eines ganzheitlichen Bildungsförderungsgesetzes, welches alle anderen bisherigen Bildungsförderungsmaßnahmen wie BAföG integriert.