P2: Starke Mitglieder - Starkes Team - Starke Partei - Stark im Norden (2014)

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesparteitag
Sitzung: Landesparteitag Lübeck 2014
Bezeichnung: Leitantrag P2
Antragsteller: Landesverband Schleswig-Holstein


Beschluss: Angenommen


Personal- und Organisationsentwicklung in der SPD Schleswig-Holstein

"Es liegt auf der Hand: Eine Partei der Reformen muss immer auch zur eigenen Reform fähig sein. Die SPD als Organisation bedarf jedenfalls anhaltender Pflege und erheblicher Modernisierung. [...] Eine schwache Organisation kann verhindern, dass eine gute Politik wirksam wird; aber eine unzulängliche Politik kann auch durch eine starke Organisation nicht lange ausgeglichen werden. Wir wären töricht, die Stärkung der Parteiarbeit zu vernachlässigen, sie nicht mit Eifer und Intelligenz voranzutreiben; aber Kraft gewinnen wir aus der Substanz unserer politischen Ideen"

(Willy Brandt, Abschiedsrede, 1987)

"Mitglieder stärken - Beteiligung fördern - Menschen gewinnen"

Die SPD ist mit ihren fast 500.000 Mitgliedern (18.000 in SH) der Dreh- und Angelpunkt für sozialdemokratische Reformpolitik in unserer Gesellschaft. Als Arbeiterbildungsverein vor über 150 Jahren initiiert stand immer im Mittelpunkt, sich als gesellschaftliche Gruppierung mit gemeinsamen, fortschrittlichen und von sozialer Gerechtigkeit geprägten Forderungen als starke und schlagkräftige Einheit zu formieren. Uns eint bis heute der politische Wille zur Verbesserung bestehender, gesellschaftlicher Verhältnisse und die Organisationsstruktur der SPD muss die Basis für den Erfolg politischen Handelns schaffen.

Die moderne SPD versteht sich als Mitmachpartei: Offen für alle, die unsere sozialdemokratischen Grundwerte teilen. Alle Funktionsträger_innen der SPD Schleswig-Holstein fördern und motivieren zur Beteiligung am politischen Geschehen - vor Ort, im Land oder auf Bundesebenes. Die SPD Schleswig-Holstein hat dabei mit dem Verfahren für die Entscheidung über die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2012 eine Vorreiter-Rolle eingenommen, Es geht darum, Mitglieder bei wichtigen inhaltlichen oder personellen Entscheidungen ernsthaft zu beteiligen und Büger_innen wo immer möglich einen transparenten Zugang zur SPD zu eröffnen. Daher bekennt sich die SPD Schleswig-Holstein zu einer kontinuierlichen Ausweitung von verbindlichen Mitgliederentscheidungen und Mitgliederbefragungen bei Personal- und Sachentscheidungen auf allen Gliederungsebenen. Dazu gehören auch regelmäßige Regionalkonferenzen, die als Plattform für kontroverse Debatten und Meinungsbildung dienen sollen. Zudem wird die Partei auch Kooperationen mit uns nahestehenden Organisationen außerhalb der Partei intensivieren und diesen externen Sachverstand bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen.

Mit einer stärkeren Beteiligung unserer Mitglieder wollen wir die Lebenswirklichkeit der Menschen stärker in die politischen Prozesse und Entscheidungen einbeziehen. Hierzu gilt es in der Parteikultur offen zu sein, für verschiedene Lebensentwürfe und -erfahrungen und von den geschichtlichen Erfahrungen älterer Genossinnen und Genossen zu profitieren.

Eine echte Beteiligung ist jedoch nur dann nachhaltig, wenn vor Ort in den Ortsvereinen und Kreisverbänden eine Kultur der aktiven Mitgliederbetreuung etabliert oder verstetigt wird. Wir verstehen aktive Mitgliederbetreuung als eine feste Säule zur Stärkung der Partei. Daher werden wir die Mitgliederbetreuung verstetigen, um einen gezielten Austausch der Ideen und Methoden zu ermöglichen. Dies bedeutet in erster Linie eine Koordination der Mitgliederbeauftragten der Kreisverbände auf Landesebene. Diese Treffen werden als regelmäßiges Forum der Weiterentwicklung von Betreuung der eigenen Mitgliedschaft mindestens zweimal im Jahr durchgeführt. Im Mittelpunkt der Koordination sollen dabei der Umgang mit der Neumitgliederbegrüßung und -einbindung sowie Angebote zur Aktivierung der vorhandenen Mitgliedschaft zur Mitarbeit und zum gemeinsamen Kennenlernen in der SPD vor Ort stehen. Zudem sollen die Mitgliederbeauftragten geeignete Wege erarbeiten, Best Practice Beispiele besser austauschen zu können.

Neue Mitglieder zu gewinnen ist existenziell für den Fortbestand der Volkspartei SPD. Denn nur die Gewinnung neuer und vor allem aktiver Mitglieder wird den rückläufigen Trend, dem die Partei bei den Mitgliedszahlen unterliegt, dauerhaft umkehren können. Die SPD mit ihren über 18.000 Mitgliedern in fast 500 Ortvereinen ist immer noch ein starkes Fundament für die Demokratie in der politischen Landschaft Schleswig-Holsteins. Unser Ziel bleibt es die Gesellschaft in der vollen Breite abzubilden,

Gemeinsam mit unseren Kreisverbänden unseren Arbeitsgemeinschaften Ortsvereinen werden wir unsere Aktivitäten zu Mitgliedergewinnung und Aktivierung verstärken.

Alle Ortsvereine Kreisverbände und Arbeitsgemeinschaften sind aufgerufen mehr Menschen von der Mitgliedschaft in der SPD zu begeistern und zum Mitmachen zu motivieren.

Es gilt ebenso junge Menschen wie alte Menschen anzusprechen, Frauen wie Männer.

Wir kennen unsere Schwächen und sind uns unserer Stärken bewusst. In weiten Teilen des Landes können wir auch auf ein Fundament aus erfahrenen älteren Genossinnen und Genossen bauen. Dieses gilt es zu stärken. Daher wollen wir auch ältere Menschen von der Mitgliedschaft in der SPD überzeugen und zum Mitmachen animieren.

Gleichzeitig werden wir daran arbeiten, mehr junge Menschen, mehr engagierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Menschen mit Migrationshintergrund und Frauen anzusprechen und sie für eine Mitarbeit in der SPD gewinnen.

Wir streben eine Parteikultur an, die von unserem Grundwert Solidarität getragen wird.

Hierzu wollen wir vorhandenes "Inseldenken", "Platzhirschmentalität" und die oft familienunfreundliche Gestaltung der Parteiarbeit überwinden.

Das Markenzeichen der schleswig-holsteinischen SPD sollte neben dem klaren und deutlichen Gerechtigkeitsprofil, eine Kultur der Parteiarbeit sein, die einlädt mitzumachen und zu bleiben.

Damit wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass sich mehr Mitglieder aktiv an der Parteiarbeit beteiligen.

Wir werden unsere Aktivitäten zu Mitgliedergewinnung verstärken.

Deshalb können wir es uns nicht leisten, auf den ersten Schritten einer neuen Mitgliedschaft viele Mitstreiter_innen wieder zu verlieren. Bislang treten circa die Hälfte aller Neumitglieder nach bis zu drei Jahren wieder aus der Partei aus. Mit einem gestuften Verfahren hat die Landespartei daher im Jahr 2013 eine umfangreiche Neumitgliederbefragung durchgeführt, um Motivation und Erwartungen dieser Menschen in Erfahrung zu bringen. Von enormer Bedeutung hat sich hierbei die zeitnahe und enge Begleitung neuer Mitglieder in die Partei hinein sowie die klare Perspektive, Teil von Entscheidungsprozessen zu sein und etwas bewirken zu können, als Faktoren für einen 'erfolgreichen' Beitritt herausgestellt. Diese Ergebnisse werden die Mitgliederbeauftragten für ein neues Beitrittsmanagements aufarbeiten und in konkrete Handlungsvorschläge für den Umgang mit neuen Mitgliedern umsetzen.

Darüber hinaus wird der Landesverband die erfolgreichen Neumitgliederseminare fortsetzen, diese evaluieren und jährlich zu einem Neumitgliederkonvent als "Erlebniswerkstatt SPD“ einladen. Um die Aktivitäten auf diesem Gebiet transparent zu gestalten und somit auch Raum zur Weiterentwicklung zu schaffen, legt der Landesvorstand jährlich Mitgliederberichte vor, die in den Gremien der Landespartei diskutiert werden.

In einem gemeinsamen Workshop des Landesparteirates und des Landesvorstandes (30.8.2014) wurde eine Konkretisierung der hier beschriebenen Vorschläge gefordert. Daher wird der Landesvorstand:

  • in seinem Arbeitsprogramm 2015 zweite Themen für eine intensive Mitgliederbeteiligung aufbereiten. Neben dem Thema sollen auch neue partizipative Formen der Meinungs- und Willensbildung beschrieben werden. Hierzu wird der Landesvorstand ein kostengünstiges Verfahren zur Mitgliederentscheidung entwickeln.
  • im Frühjahr 2015 eine Fachtagung mit dem Thema „Partizipation und Parteiendemokratie heute“ mit renommierten Wissenschaftlern einladen.
  • für jeden Kreisvorstand ein Mitglied ausbilden, das als Projektmanager konkrete Projektarbeit anbietet und diese Fähigkeit auch an die Ortsvereine weitervermitteln kann. Denn die Attraktivität der Mitarbeit in der SPD hängt auch an neuen Arbeitsund Beteiligungsformen, wie moderne Projektarbeit.
  • Zusammen mit den Mitgliederbeauftragten der Kreisverbände ein Konzept mit konkreten Schritten zur Verbesserung der Mitgliederbetreuung ausarbeiten. Hierüber beschließt der o. LPT im März 2015.

Die SPD Schleswig-Holstein sieht in mehr Partizipation, Mitgliederbeteiligung und –betreuung eine Grundvoraussetzung für die Zukunft der Sozialdemokratie. Wir wollen hierbei vorangehen, werden dabei Experimentieren und eine lernende Organisation sein.

"Auf den Ortsverein kommt es an!"

Die Stärke der Partei sind die Ortsvereine. Sie sind nicht nur die viel beschworene Basis der SPD, sondern auch elementare Einheit der Identifikation mit sozialdemokratischer Politik vor Ort. Sie bilden die erste Anlaufstelle für Mitglieder und Interessierte, neue Genoss_innen und verdiente Sozialdemokrat_innen. Der Ortsverein ist den Mitgliedern nach wie vor enorm wichtig. Lokales Engagement und politische Gestaltung vor Ort stehen im Mittelpunkt vieler aktiver Sozialdemokrat_innen.

Allerdings stoßen wir mit unserer jetzigen Organisationsstruktur an Grenzen: Die Organisationskraft an der Basis erodiert zunehmend. Mehr als drei Viertel aller Ortsvereine in Schleswig-Holstein haben weniger als 50 Mitglieder, der Anteil der Aktiven liegt nur bei etwa 10%-20%. Die inhaltlichen und zeitlichen Ansprüche wachsen nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch in der ehrenamtlichen politischen Arbeit in der Kommunalpolitik und der Partei. Dies führt häufig zu einer Überforderung unserer aktiven Mitglieder und endet nicht selten im Frust. Der über Jahrzehnte stetige Rückgang der Mitgliederzahlen und die sich verändernde Altersstruktur bringen zudem organisatorische Herausforderungen mit sich, denen wir begegnen müssen, wenn wir die SPD auch in Zukunft in ihrem Fundament stärken wollen. Ortsvereine sollen nicht nur überleben, wir wollen aktiv mit den Genoss_innen vor Ort daran arbeiten, die Ortsvereine zu 'beleben'. Wir wollen sie als politische Keimzellen der SPD so lebendig wie möglich gestalten - hierfür bedarf es konstruktiver, aber grundlegender Kritik der Arbeits- und Organisationsweise auf allen Ebenen.

Die Ortsvereine in Schleswig-Holstein sind nicht gleichförmig organisiert und mögliche Problemlagen sind sowohl vielfältig als auch häufig abhängig von lokalen Gegebenheiten wie der Altersstruktur, der Mobilisierungsfähigkeit nach innen und außen, der finanziellen Ausstattung, der lokalen Infrastruktur oder den politischen Mehrheitsverhältnissen in der kommunalen Vertretung. Deshalb ist es unser Ziel, individuelle Antworten zu finden und möglichst passgenaue Hilfestellung zu geben. Im Mittelpunkt unserer Bemühung wird die Erhaltung bzw. Stärkung der Arbeitsfähigkeit der Ortsvereine stehen. Wir werden die Vielfältigkeit der Ortsvereine, die sich aus der Alters- und Geschlechterverteilung sowie der Qualifikation aktiver Mitglieder ergibt nutzen, um die Arbeit vor Ort zu verbessern. Auch werden wir den anstehenden Generationenwechsel in allen Ortsvereinen begleiten und unterstützen. Der Landesvorstand wird sich gemeinsam mit den Kreisvorständen einen Eindruck über die organisatorische Situation in den Kreisverbänden verschaffen. Ziel ist es, dass die Partei vor Ort, wo sie schwach geworden ist, wieder auftritt und antritt. Wir wollen die SPD in Schleswig-Holstein noch stärker regional verankern.

Der SPD-Landesverband hat sich auf den Weg gemacht, eine Reihe von Ehrenamtlichen aus den eigenen Reihen zu qualifizieren, diesen Weg in Verantwortung zu begleiten. Die nächste Generation der Teamer_innen wird es als "Zukunftsmanager_innen" zur Aufgabe haben, in den nächsten Jahren bis zu 45 Ortsvereine jährlich dabei zu unterstützen und zu begleiten, sich fortzubilden, organisatorisch weiterzuentwickeln oder konkret Konflikte zu lösen. Exemplarisch wird es Ende 2014 einen ersten Durchlauf der Ortsvereinsentwicklung geben. Zentrale Inhalte werden die Nachwuchsförderung, Partizipation nach innen und außen und die Einbindung neuer Mitglieder sein. Die Teamer_innen werden dazu beitragen, die Ortsvereine über die Kommunalpolitik hinaus zu politisieren und die Organisationskraft und Nachwuchs für Funktionen im Ortsverein zu stärken. Damit werden wir auch die demokratische Mitwirkungsmöglichkeit der Ortsvereine stärken, indem beispielsweise Anträge an Parteitage, inhaltliche Diskussionen oder regionale Themenforen gefördert und aktiv begleitet werden. Auch die vorhandene Erfahrung erfolgreich arbeitender Ortsvereine werden wir zugänglich machen, in dem Best-Practice-Beispiele herangezogen werden.

Die Erfahrungen der letzten Wahlkämpfe haben gezeigt, dass wir in den kommenden Jahren bis zu den nächsten Wahlen auch daran arbeiten müssen, die Aktionsfähigkeit der Ortsvereine sicherzustellen. Wahlkämpfe können nur erfolgreich sein, wenn sich die Ortsvereine durch eigene Aktivitäten für die Inhalte und Personen engagieren. Allerdings sehen wir, dass Plakatierungen oder das Verteilen von Informationsmaterial für einige Ortsvereine nicht mehr umsetzbar sind. Hier müssen wir ehrlich analysieren, welche Potentiale vorhanden sind, was vor Ort nicht zu leisten ist und wie die Aufgaben ggf. besser oder anders organisiert werden können. Sich bei diesen Fragen Hilfe zu holen ist keine Schwäche, sondern zeugt von einem Bewusstsein für die eigene Situation und ermöglicht es, Herausforderungen und Konfliktsituationen zu klären. Neben den Teamer_innen werden auch die auszubildenden Wahlkampfmanager_innen in ihren Kreisverbänden dazu beitragen, die Ortsvereine in der Planung und Durchführung ihrer Wahlkampfaktivitäten zu unterstützen.

Die SPD ist und bleibt eine Programmpartei. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit politischen Themenfeldern ist der Kern unserer Arbeit als Partei. Dies wollen wir auch auf lokaler Ebene fördern. Häufig führen organisatorische Zwänge dazu, dass sich Ortsvereine nahezu ausschließlichauf ihre Arbeit in der Kommunalpolitik konzentrieren. Häufig steht und fällt die Aktivität der Ortsvereine auch mit der Existenz einer eigenen Fraktion vor Ort. Aber auch Ortsvereinen ohne eigene Fraktion in der Kommunalpolitik fehlen teilweise die Möglichkeiten, politische Debatten zu führen. Der Landesverband wird diesen Ortsvereinen helfen, durch inhaltliche Impulse die Ortsvereine wieder ins Diskutieren zu bringen. Insbesondere in ländlichen Regionen bietet es sich an, dies auch für die Vernetzung von Ortsvereinen, zum Beispiel auf Amtsebene zu fördern.

Veränderungen müssen vor Ort stattfinden, es versteht sich von Selbst, dass dies auf absoluter Freiwilligkeit beruht.

In einem gemeinsamen Workshop des Landesparteirates und des Landesvorstandes (30.8.2014) wurde eine Konkretisierung der hier beschriebenen Vorschläge gefordert. Daher wird der Landesvorstand:

  • Bis zum o. LPT im März 2015 konkrete Maßnahmen vorschlagen, die insbesondere 4 Felder zur Stärkung der Ortsvereine beinhalten. Diese werden im Dialog mit einer Gruppe von Ortsvereinsvorsitzenden erarbeitet.
    • Maßnahmen zur Politisierung der Ortsvereine über die Kommunalpolitik hinaus.
    • Vorschläge zur freiwilligen Entlastung der Ortsvereine von administrativen Aufgaben (z.B. Rechenschaftsberichte, Kassenführung, etc.)
    • Vorbereitung von neuen Ortsvereinsvorsitzenden und Mitgliedern die sich für Führungsaufgaben im Ortsverein interessieren, durch Seminarangeboten
    • Veröffentlichung von Best-Practice-Beispielen um gute Lösungen in der Partei bekannt zu machen.

Arbeitsgemeinschaften

Die SPD Schleswig-Holstein verfügt über starke aktive und engagierte Arbeitsgemeinschaften. Die AGs sind Bindeglied zu den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, die sich in den jeweiligen politischen Bereichen engagieren. Die Arbeitsgemeinschaften bieten die Möglichkeit, die unterschiedlichen Schichten und Gruppen der Gesellschaft anzusprechen, sie verfügen über Kompetenz und Kontakte in diese Bereiche. Die AGs kooperieren mit Vereinen, Verbänden und Initiativen. Sie bieten Bürgerinnen und Bürgern Möglichkeiten der Mitwirkung und der politischen Ansprache. Zugleich beraten sie die Vorstände der Partei und wirken an der politischen Meinungs- und Willensbildung der Partei mit. Die Arbeit der Arbeitsgemeinschaften basiert auf dem Beschluss des Parteivorstandes vom 26. März 2012 „Grundsätze und Richtlinie für die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaften in der SPD.“

Im Landesverband Schleswig-Holstein haben die Arbeitsgemeinschaften traditionell eine starke Stellung und sind ein wichtiger Teil des Parteilebens. Seit 2012 haben alle Arbeitsgemeinschaften jeweils 2 Delegierte auf unseren Landesparteitagen.

Die vom Landesvorstand beschlossen Arbeitsschwerpunkte bis zu den nächsten Wahlen 2017/18 bedürfen auch der aktiven Prägung und Unterstützung auch und gerade durch die AGs:

  • Das Profil der sozialen Gerechtigkeit zu aktualisieren und zu schärfen,
  • junge Menschen in der SPD zu fördern und in Verantwortung zu bringen,
  • Ansprache und Aktivierung von Frauen, Einbeziehung in konkrete politische Projekte u.a. durch Einführung eines Mentoringprogramms unter der Federführung der AsF Schleswig-Holstein (z.B. in Kooperation mit den Jusofrauen),
  • mehr Beteiligung, Demokratie und Partizipation innerhalb der SPD und in der Gesellschaft zu verwirklichen,
  • die durch die gesunkene Mitgliederzahl geschwächte gesellschaftliche Verankerung der Partei zu stärken sowie die angestrebte Revitalisierung der SPD- Ortsvereine zu erreichen.

Der Landesparteitag bittet die Vorstände der Arbeitsgemeinschaften deshalb bis zum ordentlichen Landesparteitag im April 2015 in gemeinschaftlicher Arbeit Ideen und Vorschläge für die Weiterentwicklung der Rolle und der Aufgaben der AGs im Landesverband in Bezug auf die beschriebenen neuen Herausforderungen zu erarbeiten.

Dieses sind Schlüsselbereiche für die Zukunftsfähigkeit der SPD und auch ihrer Arbeitsgemeinschaften. Und es sind die Politikfelder von denen maßgeblich auch unsere Erfolge bei den kommenden Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen abhängen. Hier ist auch und gerade die Erfahrung und die Kompetenz unserer Arbeitsgemeinschaften gefragt.

"Die SPD und ihre Abgeordneten"

Mit 22 Landtagsabgeordneten, 9 Bundestagsabgeordneten und einer Europaabgeordneten ist die SPD Schleswig-Holstein stark in den Parlamenten im Land, im Bund und in Europa vertreten. Sie sind unsere politischen Leuchttürme im Land. Zusammen mit ihren Mitarbeiter_innen stellen unsere Abgeordneten für die Verbreitung und Durchsetzung unserer sozialdemokratischen Ziele eine starke Säule in der Gesellschaft dar. Sie sind neben den Kreisvorsitzenden und den Kreistagsfraktionsvorsitzenden das Gesicht der SPD Schleswig-Holstein in der Fläche des Landes.

Sie gestalten Politik hauptberuflich auf Zeit. Dieses bedeutet ein besonderes Maß an Verantwortung für die Menschen aber auch für die Mitglieder und die Partei. Die Brücke, welche Sie zu allen gesellschaftlichen Gruppen, Vereinen und Verbänden in den Wahlkreisen bauen, ist für uns unverzichtbar im politischen Handeln vor Ort. Sie ist dort noch wirkungsvoller, wo die Verbindung der Fraktionsebenen des Europaparlaments, des Bundestags und Landtags und der Kreistagsfraktionen bzw. Ratsfraktionen der kreisfreien Städte aktiv gelebt wird. Ausnahmen darf es deshalb nicht mehr geben.

Die SPD muss überall im Land präsent sein. Dies deckt sich mit dem eigenen Anspruch unserer Abgeordneten. Um noch besser zusammen arbeiten zu können, ist eine flächendeckende Koordinierung an die Bürostruktur der SPD Schleswig-Holstein beispielsweise durch Bürogemeinschaften im Rahmen der rechtlichen Vorgaben notwendig. Die von den Abgeordneten vertretenen Fachthemen finden so schneller Eingang in die politische Arbeit der Partei vor Ort und gleichzeitig können auch die Themen der Partei stärker in die Parlamente getragen werden.

Politische Veranstaltungen können mitgestaltet und über die Parteistruktur bekannt gemacht werden. Umgekehrt sind unsere Abgeordneten bei den politischen Gesprächen bzw. Gesprächsabende der SPD überall eingebunden. Keine politische Veranstaltung ohne einander ist das Ziel. Wo kaum noch politische Diskussionsveranstaltungen stattfinden, müssen wieder welche stattfinden/auf den Weg gebracht werden.

Die aktive örtliche und organisatorische Verbindung wird den Ortsvereinen helfen, wieder aktiv zu sein und ihren Beitrag zur politischen Meinungsbildung auch europa-, landes- und bundespolitischer Themen zu leisten. Eine Politisierung kann nur stattfinden, wenn wir alle Kräfte bündeln.

Neue politisch interessierte Mitglieder brauchen eine zentrale Anlaufstelle bei der sie schnell Gehör und Unterstützung finden werden. Sie können darüber eine Stütze des Generationswechsels werden. Die Bündelung der Kräfte führt dazu, dass die Kreisverbände gezielt neue Mitglieder mit ihren Abgeordneten zusammenführen werden. Diese erhalten dann neue sozialdemokratische Impulse.

Der zukünftige politische Einfluss der SPD Schleswig-Holstein entscheidet sich im demographischen Wandel am erfolgreichen sozialdemokratischen Netzwerken der Fraktionen und des Landesverbandes, der Kreisverbände, sowie der Ortsvereine. Keimzelle ist dabei der Ortsverein. Alle anderen sind ohne starke Ortsvereine wie ein Rumpf ohne Beine. Die Altersstruktur allerdings verlangt eine konsequent vernetzte Arbeit aller Mitarbeiter_innen unserer politischen Abgeordneten zur Hilfestellung. Nur wenn dies gelingt, haben wir in Zukunft die Chance, Kümmererpartei in allen Regionen zu sein. Politisch interessierte und talentierte junge Schleswig-Holsteiner_innen erleben dann die Sozialdemokratie als ganze Kraft für ihre Region. Bislang war dies nicht flächendeckend der Fall.

Nachwuchsqualifizierungsprogramm

Der Landesverband Schleswig-Holstein will den talentierten Nachwuchs systematisch fördern und bei seiner politischen Arbeit unterstützen. Strategische Potenzialentwicklung leistet einen Beitrag zur Zukunftssicherung unserer Partei. Die SPD versteht sich bewusst als lernende Organisation und unternimmt eine Vielzahl an Anstrengungen, die eigenen Kompetenzen ständig zu ergänzen und zu erneuern.

Die SPD benötigt in den kommenden Jahren infolge des Generationenwechsels eine Vielzahl an jungen Nachwuchstalenten, die bereit und in der Lage sind, politische Verantwortung für verschiedene Führungsaufgaben und -positionen zu übernehmen. Besondere Qualifizierung brauchen vor dem Hintergrund der steigenden Anforderungen an Verantwortungsträger_innen in der SPD die Positionen in Kreisvorständen, Kreistagen, BürgermeisterInnen, Landesvorstand, Landtag und Bundestag. Die Nachwuchsqualifizierung besteht aus 4 Teilen: systematische (Weiter-) Qualifizierung in einem Fellowshipprogramm, die Ausbildung von 20 Projektmanager_innen, Ausbildung von 20 Wahlkampfmanager_innen und der regelmäßige Austausch mit dem Landesvorsitzenden

Die Bausteine des Fellowship-Programms der 17 Nachwuchstalente bestehen aus den drei Bereichen Mentoring, Projektarbeit und Seminare.

Durch das Mentoring mit erfahrenen Bundestags-, Landtags- und unserer Europabgeordneten sowie mit leitenden Mitarbeiter_innen der Landesgeschäftsstelle soll sichergestellt werden, dass die Teilnehmenden eine umfassende Betreuung und Zugang zu einem politischen Netzwerk erhalten. Sie profitieren von der Erfahrung ihrer Mentor_innen und haben somit eine_n Ansprechpartner_in, die/der Lots_innenfunktion übernimmt. Durch eigene Projektverantwortung wird Durchführungskompetenz erworben. Als "Training on the Job" erwerben die Teilnehmenden durch konkrete Fragestellungen und eigene Verantwortung Methoden- und Sozialkompetenz.

Die begleitenden Seminare umfassen die Themen: Projektorganisation, Zeit- und Selbstmanagement, Organisationskultur und Vermittlung ethischer Fragestellungen im Sinne von Führung und Verantwortung.

Der regelmäßige Austausch mit dem Landesvorsitzenden ist für unseren Parteinachwuchs offen und wird in den Regionen des Landesverbandes durchgeführt.

Das Schleswig-Holsteinische SPD Nachwuchsqualifizierungsprogramm wird in dieser Form erstmalig in einem Landesverband durchgeführt. Daher wird der Landesvorstand das Programm evaluieren und die Erfahrungen in künftige Überlegungen eingebracht.

Die Diskussion um das Nachwuchsqualifizierungsprogramm hat gezeigt, dass es auch an Qualifizierungsangeboten fehlt für Mitglieder, die nach der Familienphase und für Mitglieder, die nach ihrem aktiven Erwerbsleben, neu in die Parteiarbeit einsteigen. Der Landesvorstand wird sich mit der AsF und der AG 60+ über entsprechende Angebote austauschen.

Die hauptamtliche Parteiorganisation: Leistungsfähig, innovativ und wahlkampfstark

Vor einem Jahrzehnt hat der Landesvorstand ein energisches -allerdings auch stark umstrittenes- Anpassungsprojekt umgesetzt, um angesichts der gesunkenen Mitgliederzahlen die finanzielle Handlungsfähigkeit für die Zukunft zu sichern. Die Hauptelemente waren ein sozialverträglicher Personalabbau um 40% in der Landesgeschäftsstelle und in den Kreisgeschäftsstellen, moderate Tariferhöhungen sowie die vom Landesparteitag beschlossene Erhöhung des Beitragsanteils des Landesverbandes.

Das vorrangige Ziel bestand und besteht weiter darin, die wachsenden Anforderungen an eine schlagkräftige politische Organisation mit modernen Dienstleistungsangeboten mit der erfolgten Arbeitsverdichtung und den erhöhten qualitativen Anforderungen an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter realistisch in Einklang zu bringen.

Aus Sicht des Landesvorstandes ist dieses in den vergangenen Jahren hervorragend gelungen. Die Kooperation der Landesgeschäftsstelle mit den Kreisgeschäftsstellen hat sich stark verbessert, der Interessenausgleich zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung funktioniert sozialpartnerschaftlich und die Mitarbeiter_innen haben ihr Engagement und ihr Können durch eine Reihe von Spitzenleistungen unter Beweis gestellt: z.B. die Konzeption und die Organisation des Mitgliederentscheides 2011, der Demokratiesommer und der Bürgerparteitag 2011, die professionellen Landtagswahlkämpfe, die Beitragskampagne, das reibungslose Funktionieren unserer zentralisierten Mitgliederadressverwaltung und ständige Fortschritte im IT-Bereich, unser Auftritt in den sozialen Medien ist führend unter den schleswig-holsteinischen Parteien, die Bildungsarbeit ist kreativ und engagiert, die Veranstaltungen des Landesverbandes sind hervorragend organisiert, die Pressearbeit ist erstklassig ebenso wie unsere Ausbildung. Wir möchten allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch an dieser Stelle für ihren hohen Einsatz und diese Gemeinschaftsleistung Dank sagen.

In den bevorstehenden zwei wahlkampffreien Jahren wollen wir die Parteiorganisation weiter entwickeln. Das heißt: Teamwork, politisches Innovationsdenken, Professionalität und zuverlässige Dienstleistungen ausbauen. Dies geschieht auf der Grundlage der Leitziele des Landesvorstandes für die nächsten zwei Jahre. Dazu wurden in der Landesgeschäftsstelle die folgenden Arbeitslinien etabliert:

  • Das Profil der SPD als Gerechtigkeitspartei weiter entwickeln.
  • Partizipation und Mitgliederbeteiligung groß schreiben.
  • Neue und jüngere Mitglieder gezielt aktivieren.
  • Die Nachwuchsqualifizierung konsequent weiter betreiben.
  • Den Ortsvereinen als der wichtigste Ort für die Aktivitäten unserer Mitglieder mit neuen Ideen und handfester Unterstützung revitalisieren.

Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können und um auf die Herausforderungen der kommenden Wahlkämpfe der Jahre 2017/2018 gut vorbereitet zu sein, sind die folgenden Schritte in der Personal- und Organisationsentwicklung angelaufen. Forderungen, die wir an andere stellen, müssen in der eigenen Organisation verwirklicht werden, nämlich gute Arbeit und gute Führung. D.h.

  • Geschäftsführung und Betriebsrat werden bis Ende 2015 zusammen mit den Kreisvorsitzenden und den Mitarbeiter_innen für alle 15 Kreisgeschäftsstellen individuelle Aufgabenbeschreibungen erarbeiten.
  • Die Teamentwicklung in der Landesgeschäftsstelle und in den Kreisgeschäftsstellen wird fortgesetzt. In den Kreisgeschäftsstellen legen wir den Schwerpunkt der Teamentwicklung auf verbesserte Selbstorganisation, kollegiale Beratung und eine verbesserte Zusammenarbeit an den Schnittstellen von Haupt- und Ehrenamt.
  • Wir werden auch in den Kreisgeschäftsstellen, wo immer dies gewünscht und realisiert werden kann, Vollzeitarbeitsplätze schaffen, so wie das in Neumünster/Plön, Stormarn/Ostholstein, Dithmarschen/Nordfriesland und Flensburg/Schleswig-Flensburg bereits erfolgreich praktiziert wird.
  • Wir werden auch die Teambildung unserer Mitarbeiter_innen in den vier Regionen nach dem guten Vorbild der Südwest-Region weiter intensivieren.
  • Fortbildung und Qualifizierung werden auf der Grundlage des neuen vom Landesvorstand beschlossenen innerbetrieblichen Bildungsplans in den Jahren 2014-2016 groß geschrieben
  • Geschäftsführung und Betriebsrat arbeiten verknüpft mit der anstehenden Tarifrunde an der Verbesserung der Eingruppierungen unserer Beschäftigten mit Schwerpunkt in den Kreisgeschäftsstellen.

Wir sind auf einem guten Weg. Wir werden in den kommenden zwei Jahren die Parteiorganisation Schritt für Schritt gezielt weiterentwickeln und auf die Wahlkämpfe der Jahre 2017/18 vorbereiten.