1: Bildungspolitik in schwieriger Zeit - Neue Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Erwartung und Machbarkeit (1995)
Gremium: Landesparteitag |
Sitzung: Landesparteitag Damp 1995 |
Bezeichnung: Leitantrag 1 |
Antragsteller: Landesvorstand
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Beschluss: Angenommen |
(Beschluß der Landesparteitage der SPD Schleswig-Holstein vom 18. Februar 1995 in Bad Segeberg und vom 13./14. Mai 1995 in Damp)
Vorwort
1.
Wir brauchen eine zweite Bildungsreform in Deutschland.
- Was Bildung an der Schwelle zum 3. Jahrtausend leisten soll,
- welchen Wert Bildung im Zusammenwachsen Europas für den einzelnen und die Gesamtgesellschaft haben soll,
- wie die Anforderungen an Bildung in Schleswig-Holstein bewältigt werden können,
- wie bei knappen öffentlichen Mitteln die notwendigen Finanzmittel aufgebracht werden können,
darüber will die SPD in Schleswig-Holstein eine breite öffentliche Diskussion führen. Dazu eingeladen sind alle: Lernende wie Lehrende, Eltern wie Ausbilder, Gewerkschaften und Unternehmer.
Bildungsfragen sind gesellschaftliche Fragen von hohem Stellenwert. Wie wir sie beantworten, wie wir ihre finanzpolitische Priorität durchsetzen, entscheidet über die Zukunft unserer Gesellschaft und die Chancen jeder und jedes einzelnen.
2.
Eine demokratische Bildungsreform kann nicht "von oben" verordnet werden. Sie muß das Werk aller Beteiligten sein. Die Rolle der Politikerinnen und Politiker dabei ist, Anstöße zu geben und die Rahmenbedingungen schaffen.
3.
Eine neue Bildungsreform setzt am Erreichten an und entwickelt es sorgsam weiter.
Die CDU-Regierungen in Schleswig-Holstein haben einen enormen bildungspolitischen Reformstau hinterlassen. Nach jahrzehntelanger konservativ geprägter Bildungsverwaltung mußten überfällige Reformen in kurzer Zeit umgesetzt werden. Die Rahmenbedingungen, die wir 1988 vorfanden, waren schwierig: knapper werdende finanzielle Mittel und ein geminderter Stellenwert von Bildung in der öffentlichen Diskussion.
Wir haben eine Reihe neuer Gesamtschulen ermöglicht und damit den Elternwillen erfüllt. Wir haben den Weg für offenen Unterricht an den Schulen bereitet. Die Integration Behinderter haben wir verstärkt. Die Ausstattung der beruflichen Bildung haben wir verbessert. Die Hochschullandschaft in Schleswig-Holstein wurde belebt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben neue Chancen der Fort-und Weiterbildung erhalten.
Eine neue Bildungsdiskussion darf weder auf das Ziel "Sparen" verengt werden noch finanzpolitische Illusionen nähren. Sie muß den vorhandenen Problemdruck an Schulen und Hochschulen aufnehmen und hierzu Lösungen erarbeiten.
Bildungsreformen sind langfristige Aufgaben. Wir müssen diese Reformen konsequent und nachvollziehbar weiterentwickeln.
4.
Die SPD legt ein Bildungsprogramm vor, das eine Reihe von Fragen aufgreift und Antworten zur Diskussion stellt. Wir sind uns bewußt, daß wir weder alle möglichen Fragen gestellt noch in jedem Fall bereits hinreichende Antworten gefunden haben. Dieses Programm ist daher erst der Anfangspunkt einer breiten bildungspolitischen Diskussion. Wir rufen alle, die am Bildungssystem teilhaben, auf, bei der Weiterentwicklung dieses Programms mitzuwirken.