Zur Diskussion für 1979 – Schwerpunkte für unser Land (1978): Unterschied zwischen den Versionen

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==Teil 1 - Recht auf Arbeit und Schutz der Umwelt==
==Teil 1 - Recht auf Arbeit und Schutz der Umwelt==
=== Unsere Probleme===
===Beispiele: Was die CDU getan hat und was die SPD tun wird===
===Sozialdemokratische Entwicklungsstrategie für unser Land===
==Teil 2 - Kinderfreundliche Schule und Chancen für die junge Generation==
==Teil 2 - Kinderfreundliche Schule und Chancen für die junge Generation==
==Teil 3 - Alle Menschen haben ein Recht auf Hilfe. Wir werden unsere Kinder, Heranwachsenden und älteren Mitbürger nicht allein lassen. Die Kranken und Behinderten brauchen unsere Solidarität.==
==Teil 3 - Alle Menschen haben ein Recht auf Hilfe. Wir werden unsere Kinder, Heranwachsenden und älteren Mitbürger nicht allein lassen. Die Kranken und Behinderten brauchen unsere Solidarität.==
==Teil 4 - Liberalität, Rechtsstaatlichkeit, innere Sicherheit==
==Teil 4 - Liberalität, Rechtsstaatlichkeit, innere Sicherheit==

Version vom 12. Juni 2015, 10:16 Uhr

Gremium: Landesparteitag
Sitzung: Landesparteitag Neumünster 1978
Bezeichnung:
Antragsteller: Landesvorstand


Beschluss: Angenommen


(Veröffentlicht als: „Zur Diskussion für 1979 – Schwerpunkte für unser Land", Juli 1978 - Herausgeber: SPD-Landesverband Schleswig-Holstein)


Der SPD-Landesparteitag in Neumünster hat am 10. Juni 1978 zum weiteren Verfahren bei der Diskussion des Schwerpunkte-Programms den folgenden Beschluss gefasst:

Der Landesparteitag verabschiedet den vorliegenden Entwurf eines Schwerpunkt-Programms zur Landtagswahl vorläufig als Wahlplattform für Partei und Öffentlichkeit.
Die weitere Diskussion orientiert sich an den Schwerpunkten und politischen Grundsatzentscheidungen des vorliegenden Entwurfs.
Landtagsfraktion und Landesverband führen zu diesen Schwerpunkten eine Anhörung von Verbänden- und Organisationen durch.
Die Parteiorganisation bleibt aufgefordert, in innerparteilicher wie breiter öffentlicher Diskussion die mit der Wahlkampfplattform gesetzten landespolitischen Schwerpunkte mit ihren politischen Grundaussagen weiter zu konkretisieren.
Ein zweiter Parteitag im Herbst wird die Ergebnisse dieser innerparteilichen Diskussion und des Dialogs mit der Öffentlichkeit in die Wahlplattform einarbeiten und in ein konkretes Aktionsprogramm umsetzen.


Mit der Vorlage dieses Heftes wird der Wortlaut des Schwerpunkte-Programms der SPD in Schleswig-Holstein zur Diskussion gestellt. Der Landesvorstand der SPD bittet um Kritik und Anregungen zu diesem Entwurf. Ein weiterer Landesparteitag wird am 26. November 1978 das Ergebnis der Diskussion in ein konkretes Aktionsprogramm für Schwerpunkte künftiger sozialdemokratischer Regierungspolitik einarbeiten und beschließen.


Schwerpunkte sozialdemokratischer Landespolitik. Umdenken und Verändern. Sozialdemokraten in die Verantwortung — Präambel: Umdenken und Verändern

Die Grundwerte

Die schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten bekennen sich zu dem Ziel, die Gesellschaft Schritt für Schritt nach den Grundwerten des demokratischen Sozialismus zu verändern.

Die Grundwerte heißen

  • Arbeit
  • Freiheit
  • Gerechtigkeit
  • Solidarität.

Die Grundwerte bedingen sich gegenseitig; aus dem Zusammenhang gerissen können sie zu leeren Formeln werden.

Freiheit ohne Gerechtigkeit ist die Freiheit der Mächtigen. Solidarität ohne Gerechtigkeit heißt, die Symptome gesellschaftlicher Fehlentwicklung kurieren zu wollen, ohne nach den Ursachen für ihre Entstehung zu fragen. So ist z. B. der Grundwert Arbeit nicht ohne die Forderung nach Gerechtigkeit, d. h. nicht ohne den Abbau ungerechtfertigter Privilegien zu verwirklichen.

Arbeit als Grundwert setzt das Recht auf einen Arbeitsplatz ebenso voraus wie das Recht auf qualifizierte Mitbestimmung, humane Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit und ist damit wesentlicher Bestandteil der Selbstverwirklichung des Menschen. Um den Grundwert Arbeit durchzusetzen, müssen wir auf Landes- und Bundesebene neue wirtschaftspolitische Lenkungsinstrumente entwickeln und eine aktive regionalisierte Strukturpolitik betreiben bei einem hohen Qualifikationsstand aller Arbeitnehmer.

Freiheit bedeutet das Freisein von entwürdigenden Abhängigkeiten und die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit in den Grenzen, die durch die Grundwerte der Gerechtigkeit und der Solidarität gezogen werden, frei zu entfalten.

Gerechtigkeit verwirklicht die Freiheit jedes einzelnen, indem sie ihm gleiche Rechte in Wirtschaft und Gesellschaft und gleichwertige Lebenschancen in der Gesellschaft eröffnet.

Solidarität ist Ziel und Weg zur Selbstverwirklichung des einzelnen und zur Weiterentwicklung der Gesellschaft nach den Interessen der Mehrheit. Wer unter persönlicher Alleinleistung Konkurrenz, Ellbogenfreiheit, Profit und privaten Nutzen versteht, zerstört Gerechtigkeit und Solidarität.

Neue Probleme verlangen neue Antworten

Der private Wohlstand vieler Menschen in der Bundesrepublik ist größer als je zuvor. Aber für den gestiegenen Wohlstand haben wir auch bezahlt. Unsere Gesellschaft hat mit der Fülle der Güter und Leistungen zur Deckung privater Bedürfnisse eine Fülle neuer gesellschaftlicher Probleme erzeugt. Und wir laufen Gefahr, von den sozialen Folgen unseres privaten Wohlstands überrollt zu werden. Mit der unbedachten Verschwendung von Rohstoffen und Energie gefährden wir, wovon wir alle leben: die Natur und unsere Umwelt. Seit Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise und des damit in Verbindung stehenden Strukturwandels wird neue Armut erzeugt und werden viele zu einem Leben am Rande der Gesellschaft verurteilt.

Freiheit und Demokratie sind bedroht: durch Gewalt und Terror, aber auch durch reaktionäre Politik, die den autoritären Obrigkeitsstaat wiederherstellen will. Die geschichtliche Erfahrung zeigt uns, dass wirtschaftliche Krisenzeiten auch immer benutzt werden, um die von der Arbeiterbewegung erkämpften politischen und liberalen Freiheitsrechte einzuschränken. Anstatt innere Sicherheit durch kontinuierliche Reformpolitik zu gewährleisten, vertiefen auch jetzt wieder konservative Kräfte die Kluft zwischen Staat und Gesellschaft, zwischen Parteien und Bürgern, zwischen der Mehrheit und politisch Andersdenken durch Gesinnungsschnüffelei und die Beschränkung von persönlichen Freiheiten.

Diese Entwicklung kann uns nicht gleichgültig lassen. Wir haben zu entscheiden, was wir wollen. In der Politik so weitermachen und die Probleme vergrößern wie bisher oder umdenken und verändern.

Wir Sozialdemokraten sind für umdenken und verändern.

Umdenken und Verändern ist notwendig

Wir müssen

  • ein Bewusstsein weltweiter Solidarität schaffen, um die Spaltung der Welt in arm und reich zu überwinden,
  • dem Wunsch der Menschen nach Frieden und Abrüstung Rechnung tragen und sie für unsere Friedenspolitik gewinnen,
  • eine neue Verantwortung im Gebrauch materieller Güter entwickeln, um eine weitere Verschwendung von Rohstoffen und Energie zu verhindern,
  • Natur und Umwelt als unsere Lebensgrundlage neu erkennen,
  • die Zukunftschancen der neuen Generation von wirtschaftlichen Krisen unabhängig machen,
  • tarifpolitisch und gesetzlich eine gerechtere Verteilung von Arbeit und Einkommen durchsetzen, um Arbeit und Ausbildung für alle zu garantieren,
  • die Gleichberechtigung der Frau endlich auch außerhalb der Gesetzestexte Wirklichkeit werden lassen,
  • die Angst vor politischem Engagement abbauen, um Freiheit und Demokratie lebendig zu erhalten.

Freiheit durch Gerechtigkeit und Solidarität

Unsere Überzeugung ist: Die Menschen werden nicht frei durch hemmungslose Konkurrenz um Arbeit und Ausbildung, gnadenlosen Wettbewerb, inhumane Arbeitsplätze oder lückenlose staatliche Kontrolle. Sie werden frei durch eine Politik, die die Nachteile der Herkunft und Vermögen ausgleicht, den Schwachen vor den Stärkeren schützt, Angst und Hysterie abbaut, Mitbestimmung und Teilhabung in der Gesellschaft durchsetzt.

Sozialdemokraten und Gewerkschaften setzen sich gemeinsam zur Wehr:

  • gegen die zunehmende Macht der Wirtschaft, bedingt durch den Konzentrationsprozess,
  • gegen den Abbau von Liberalität und Rechtsstaatlichkeit,
  • gegen den Versuch, den Handlungsspielraum der Gewerkschaften einzuengen.

Besonders verteidigen die Sozialdemokraten die Tarifautonomie und das Streikrecht. Die SPD fordert das Verbot der Aussperrung und die gesetzliche Absicherung der politischen Betätigung im Betrieb.

Gleichberechtigung von Mann und Frau beginnt mit einer Chancengleichen Ausbildung in Schule und Beruf. Das Konkurrenz- und Rollenverhalten zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft muss zugunsten einer gleichberechtigten Partnerschaft verändert werden.

Wirtschaftswachstum und Wirtschaftsordnung sind kein Selbstzweck

Wir können unsere gesellschaftliche Zukunft nicht mehr vom rein quantitativen Wirtschaftswachstum abhängig machen. Wir müssen vielmehr danach fragen, wie Wachstum zusammengesetzt ist, unter welchen Bedingungen es zustande kommt, welcher Bereich wachsen soll und welcher nicht. Wir brauchen ein Wachstum, das an qualitativen Maßstäben ausgerichtet ist. Diese Maßstäbe sind die Lebensbedürfnisse der breiten Mehrheit der Bevölkerung, d. h. der Arbeitnehmer in unserem Lande. Wirtschaftswachstum und technischer Fortschritt dürfen sich nicht gegen ihre Lebensbedürfnisse wenden.

Egoismus und Konkurrenz bilden aber immer noch weitgehend unser Wirtschafts- und damit auch Lebensprinzip. Damit wird Gerechtigkeit unmöglich gemacht und solidarisches Handeln erschwert. Die Schwächeren bleiben auf der Strecke und werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt; dies zeigt sich in Schule und Beruf.

Wenn eine marktwirtschaftliche Ordnung das Recht auf Arbeit und humane Arbeitsplätze auf Dauer nicht garantieren kann, muss sie verändert werden.

Es geht darum, den Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und' privater Aneignung langfristig zu lösen, damit die Gesellschaft die Mittel und Möglichkeiten erhält, ihre Probleme zu bewältigen. Viele und humane Arbeitsplätze können neu geschaffen werden, wenn Wirtschaft und Produktion nach den Interessen der Mehrheit geplant und gelenkt werden.

Deswegen bekräftigen wir unsere Beschlüsse zur Demokratisierung der Wirtschaft.

Voraussetzung für mehr Gerechtigkeit und mehr Solidarität sind daher ein Wirtschaftswachstum und technischer Fortschritt, die mehr als bisher an den Lebensbedürfnissen des einzelnen und der Arbeitnehmer ausgerichtet sind.

Eine lebendige Demokratie braucht kritische Demokraten

Unser Grundgesetz stellt der Politik die Aufgabe, die Verfassung mit sozialem Leben zu erfüllen und weiterzuentwickeln.

Kritik an den gegenwärtigen Gesellschaftsverhältnissen erfüllt deshalb einen Verfassungsauftrag. Solche notwendige Kritik darf nicht diffamiert werden.

Wo der Rechtsstaat beschnitten, wo die Freiheit eingeschränkt, wo Liberalität und Toleranz in Frage gestellt werden, entstehen Angst und Scheu vor politischem Engagement aus Furcht vor beruflichen Nachteilen und vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.

Staatsverdrossenheit entsteht,

  • wo eine Regierung die Bürger arrogant behandelt,
  • wo überhebliche Bürokratie die Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte der Bürger behindert,
  • wo Bürger unter einer Flut von Formularen und Anträgen nur noch verwaltet werden,
  • wo die Zukunftschancen der Jugend immer stärker gefährdet werden,
  • wo Wahlversprechen der Parteien nicht eingehalten werden,
  • wo sich die soziale Situation der Arbeitnehmer verschlechtert,
  • wo Rechtsstaat und Freiheitsrechte eingeschränkt werden.

Staatsverdrossenheit entsteht aber auch, wo das Streben verbürokratisierter Parteien nach Macht und nach Machterhaltung über dem Dienst am Bürger steht.

30 Jahre konservativer Regierung in Schleswig-Holstein sind genug

In Schleswig-Holstein ist die CDU nach 29 Jahren ununterbrochener Regierungszeit zu einer konservativ erstarrten und einseitig an Wirtschaftsinteressen gebundenen Partei geworden. Sie hat hier viel zu lange regiert. Sie hat weder die Kraft noch den Willen, die Zukunft humaner zu gestalten.

Wir Sozialdemokraten sind nicht frei von Fehlern und Versäumnissen, aber wir haben den Willen und die Kraft zu einer Politik, die Antworten gibt auf neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen und auf neue gesellschaftliche Herausforderungen.

SPD sucht den Bürgerdialog über ihr Programm

Mit den folgenden Schwerpunkten sozialdemokratischer Landespolitik sucht die schleswig-holsteinische SPD das direkte Gespräch mit den interessierten Bürgern und den gesellschaftlichen Gruppen in unserem Land. Als Ergebnis dieser Gespräche werden wir im Spätherbst 1978 der Öffentlichkeit ein konkretes Aktionsprogramm für die nächsten vier Jahre vorlegen.

Schwerpunkte unserer Wahlkampfplattform sind:

  1. Ein neues struktur- und wirtschaftspolitisches Konzept für Schleswig-Holstein, das die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit mit dem notwendigen Umweltschutz verbindet.
  2. Vorschläge für den Ausbau unseres Bildungswesens, die Zukunftschancen der jungen Generation sichern, die Schulen kinderfreundlicher machen und die Mitspracherechte der Eltern, Lehrer und Schüler verwirklichen.
  3. Ein sozialpolitisches Konzept, das Eigenverantwortung und Selbsthilfe der Betroffenen fördert und die regionalen Unterschiede in der gesundheitlichen Versorgung auszugleichen sucht.
  4. Die notwendigen Schritte, um Liberalität und Rechtsstaatlichkeit in Schleswig-Holstein wiederherzustellen, zu sichern und auszubauen.

Teil 1 - Recht auf Arbeit und Schutz der Umwelt

Unsere Probleme

Beispiele: Was die CDU getan hat und was die SPD tun wird

Sozialdemokratische Entwicklungsstrategie für unser Land

Teil 2 - Kinderfreundliche Schule und Chancen für die junge Generation

Teil 3 - Alle Menschen haben ein Recht auf Hilfe. Wir werden unsere Kinder, Heranwachsenden und älteren Mitbürger nicht allein lassen. Die Kranken und Behinderten brauchen unsere Solidarität.

Teil 4 - Liberalität, Rechtsstaatlichkeit, innere Sicherheit