EU01: Europa lernen, Europa leben (2023)

Aus Beschlussdatenbank der SPD Schleswig-Holstein
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Gremium: Landesparteitag
Sitzung: Landesparteitag Lübeck 2023
Bezeichnung: EU02
Antragsteller: Kreisverband Pinneberg


Beschluss: Angenommen

Das gemeinsame Europa wird immer mehr zu einer Lebenswirklichkeit für viele Menschen. Das Beherrschen anderer Sprachen, die Kenntnis und das Erleben von Landschaft und Natur, Geschichte und Kultur, Ausbildung und Arbeit, Familienleben und Freundschaftsnetze über Grenzen hinweg in dem gemeinsamen Haus Europa sind für viele Menschen schon jetzt Bereicherung und werden für die nächsten Generationen zu einer Selbstverständlichkeit werden. Europa lernen und Europa leben wird damit auch immer mehr zu einer Aufgabe im Bildungswesen in Deutschland und in den anderen Ländern Europas.

Die Europawahlen 2024 und ein Zukunftsprogramm „Jugend, Bildung, Europa 2030“

Es muss uns allen ein Anliegen sein, die junge Generation schon von der Schule an mit Europa zu verbinden und sie positiv auf ein Leben in und mit Bezug zu Europa vorzubereiten. Für die Europawahlen 2024 müssen die SPD und die Sozialdemokraten Europas insgesamt die Förderung der Jugend, der Bildung und der Wissenschaft zu einem Schwerpunkt in ihrem Zukunftsprogramm machen. Junge Menschen ab 16 Jahren werden bei der Europawahl vom 6. bis zum 9.6. 2024 zum ersten Mal das Wahlrecht für Europa nutzen können. Auch hierfür muss rechtzeitig und mit klaren Botschaften geworben werden. Wir fordern die SPD in Land, im Bund und in Europa auf, zusammen mit ihren Jugendorganisationen zügig im Rahmen einer Jugend- und Bildungskampagne Europa 2030 den Dialog mit jungen Menschen und ihren Verbänden, mit den Lernenden und Lehrenden im Bildungsbereich und in der Wissenschaft, mit den Gewerkschaften und der Wirtschaft zu suchen. Das Ziel muss es sein, für ein Zukunftsprogramm „Jugend, Bildung, Europa 2030“ gemeinsame Kernforderungen zu entwickeln und gemeinsam mit allen Beteiligten konkret zu diskutieren und auszugestalten.

Vorschläge für 10 Kernforderungen der SPD für das Zukunftsprogramm

  1. Sprachen lernen Ausweitung des Sprachenunterrichts auf allen Ebenen durch die ganze Bildungsbiografie hindurch, damit Mehrsprachigkeit wächst und zunehmend junge Menschen eine Chance erhalten, drei oder mehr Sprachen zu lernen. Im Sinne der Gleichwertigkeit der europäischen Partner soll dabei insbesondere das Angebot der Sprachen der östlichen EU-Länder ausgebaut werden.
  2. Europaschulen Einrichtung und Förderung von deutlich mehr Europaschulen von der Grundschule bis zu den Schulen der Sekundarstufe II und den Berufsbildenden Schulen. Im Jahr 2030 sollen 20 Prozent aller Schulen als besondere Europaschulen arbeiten.
  3. ERASMUS ausbauen Ausbau der europäischen Austauschprogramme ERASMUS und ERASMUS +, von denen jetzt schon seit deren Entstehen vor 36 Jahren über zehn Millionen Menschen gut gehabt haben. Bis zum Jahr 2030 soll diese Zahl mindestens auf 15 Millionen Menschen aus allen Altersgruppen und aus allen Bildungsbereichen wachsen.
    • Hierzu müssen insbesondere die jungen Menschen in einer Berufsausbildung verstärkt angesprochen und gefördert werden. Mit mehr Informationen, mit einer Partnerschaft der Betriebe, mit einer längeren Zeit von Praktikum und Berufsausbildung im Ausland, mit besserer Finanzierung.
    • Auch für die Studierenden muss die soziale Dimension verbessert werden. Zum Beispiel mit weiterreichender Förderung für Studierende die ihren Auslandsaufenthalt nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können. Mit Bonus-Mitteln zu den Lebenshaltungskosten und besonders den Wohnkosten in Ländern mit hohen Lebenshaltungskosten.
  4. Berufsausbildung in Europa Noch zu viele junge Menschen in Europa bekommen keine Berufsausbildung oder keinen Arbeitsplatz nach einer erfolgreichen Ausbildung oder nach einem Studium. Hierfür ist ein Programm mit einer europäischen Ausbildungsgarantie, wie es sie beispielhaft in einigen Ländern gibt, zu entwickeln und schrittweise entsprechend den nationalen Verhältnissen auszubauen.
  5. Lehrende in Europa und Europa-Lehrkräfte Das Europas-Programm für Lehrende in allen Bildungseinrichtungen muss weiter deutlich ausgebaut werden, mit weiteren ERASMUS-Akademien für Lehrende, um den Austausch zwischen den Bildungseinrichtungen in allen Ländern zu fördern, und mit einem Sonderprogramm für Lehrkräfte an Schulen. Mit mehr Europa-Lehrkräften, die in einem anderen europäischen Land für mehrere Jahre gearbeitet haben und so zu Bildungsbotschaftern werden. Dafür müssen die Probleme der Anerkennung und der sozialen Absicherung jetzt gelöst werden.
  6. Europäische Hochschulen Die Netzwerke für die Hochschulen in Europa müssen gestärkt und ausgeweitet werden. Das Pilot- Programm „Europäische Hochschule“, das bisher von 2021 bis 2025 ausgelegt war, muss fortgesetzt und verbessert werden. Zu den Netzwerken von fünf bis zehn Hochschulen müssen jeweils eine osteuropäische, eine südeuropäische und möglichst eine afrikanische Hochschule gehören. Die Zusammenarbeit der Hochschulen in Europa wird über eine jährliche Hochschulkonferenz der EU gefördert.
  7. Internationale Bildungspartnerschaften Die über Europa hinausreichende internationale Partnerschaft zu Hochschulen in Nachbarschaft zur EU, insbesondere auch zu Ländern in Afrika muss von der EU in Kooperation mit den Nationalstaaten und den Hochschulen verbessert werden. Dazu gehören der Aufbau von Fachzentren bis hin zu Fachhochschulen genauso wie ein europäisches Studium generale, besondere Stipendienprogramme der EU und europäische Hilfsprogramme für Diskriminierte und Verfolgte aus den Hochschulen und der Wissenschaft.
  8. Allgemeine und berufliche Weiterbildung Die Weiterbildung ist in Europa noch sehr unterschiedlich organisiert. Umso wichtiger ist der Austausch von Teilnehmenden, Lehrenden und Organisierenden von allgemeiner und beruflicher Weiterbildung. Hierzu sind neue grenzüberschreitende Formen des Sprachenlernens, der Grundbildung und der beruflichen Weiterbildung zu entwickeln, speziell auch mit den neuen digitalen Instrumenten.
  9. Die digitalen erweiterten Lernwelten Die digitalen Möglichkeiten der Medien sind im Europa 2030 für die Information, die Orientierung und den Austausch für das gemeinsame Lernen und die gemeinsame Bildung auf europäischer Ebene gezielt auszubauen. Mit der Stärkung des gemeinsamen Fernsehprogramms Arte, mit einem europäischen Bildungsportal, mit einem europäischen Suchindex (open web index).
  10. Junge Mobilität Die jungen Menschen sollen Europa möglichst direkt und persönlich erleben können. Reisen bildet, öffnet Horizonte und gibt Selbstbewusstsein. Dazu ist das Angebot an Europa-Reisepässen mit einem preiswerten Interrail-Ticket deutlich auszuweiten. Auch für die Nutzung der europäischen Kulturangebote ist ein europaweit nutzbares Kulturguthaben für junge Menschen aufzulegen.